Wenn die europäische Krise nicht so tragisch wäre, wäre sie lustig, in der Art und Weise eines Galgenhumors, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Hole in Europe’s Bucket“) in NYT.
Doch vorerst redet Krugman über die Reinfälle. Griechenland, wo die Krise begonnen hat, ist nicht mehr als ein grimmiger Nebenschauplatz. Die klare und gegenwärtige Gefahr kommt vielmehr aus Italien, der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone. Investoren, die einen möglichen Zahlungsverzug (default) befürchten, fordern höhere Verzinsung für italienische Staatsanleihen. Und diese höhere Verzinsung steigert die Last der Schulden, was den Zahlungsverzug wahrscheinlicher macht, beschreibt Krugman.
Um den Euro zu retten, muss diese Bedrohung unterbunden werden: Aber das Problem ist hier: all die verschiedenen Vorschläge erfordern letztlich Unterstützung der grossen Volkswirtschaften, deren Versprechen für die Investoren glaubwürdig sein müssen, zu funktionieren. Doch Italien gehört auch zu grossen Volkswirtschaften. Es kann sich eine Rettung durch Kreditvergabe nicht leisten. Und Frankreich, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone, sieht in letzter Zeit wackelig aus.
„There is a hole in the bucket, dear Liza, dear Liza“.
Was die Geschichte wirklich schmerzhaft macht, ist die Tatsache, dass nichts davon geschehen muss. Grossbritannien, Japan und die USA haben grosse Schulden und Haushaltsdefizite. Doch sie bleiben in der Lage, Kredit zu niedrigen Zinsen aufzunehmen. Was ist ihr Geheimnis? Die Antwort ist, zum grossen Teil, dass sie ihre eigene Landeswährung halten, und die Investoren wissen, dass die betreffenden Länder ihre Defizite durch das Drucken von mehr Geld finanzieren können. Wenn die EZB ähnlich hinter der europäischen Verschuldung stehen würde, würde sich die Krise dramatisch erleichtern, bekräftigt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Aber eine solche Massnahme ist, wie uns ständig erzählt wird, vom Tisch. Die Statuten verbieten angeblich so eine Vorgehensweise, obwohl man vermutet, dass clevere Rechtsexperten einen Ausweg finden könnten. Das breiter gefasste Problem ist jedoch, dass das gesamte Eurosystem entwickelt wurde, den letzten wirtschaftlichen Krieg zu bekämpfen. Es ist eine Maginot-Linie gebaut worden, um eine Wiederholung von 1970er Jahre, die schlimmer waren als nutzlos, wenn die reale Gefahr eine Wiederholung der 1930er Jahren ist, zu verhindern.
Die Europäische Elite in ihrer Arroganz hat den Kontinent in ein monetäres System gesperrt, welches die Rigiditäten des Goldstandards neugeschaffen hat und welches wie der Goldstandard in den 1930er Jahren zu einer tödlichen Falle geworden ist.
Nun kommen die europäischen Staats- und Regierungschefs vielleicht mit einem wirklich glaubwürdigen Rettungsplan. Krugman hofft darauf, aber er erwartet es nicht.
„Die bittere Wahrheit ist, dass es mehr und mehr so aussieht, als ob das Eurosystem dem Untergang geweiht wäre. Und das noch bittere Wahrheit ist, angesichts der Art und Weise, wie das System agiert, dass Europa eher früher als später zusammenbricht“, fasst der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zusammen.
1 Kommentar:
Vielen Dank für die gute Zusammenfassung.
Herr Krugman spricht mir aus der Seele, warum erkennt die Politik die aktuelle Tragödie nicht?
Wir haben eine Vertrauenskrise in den EURO bzw. in die Handlungsfähigkeit der EZB!
Kommentar veröffentlichen