Sonntag, 23. Oktober 2011

„Interne Abwertung“ funktioniert nicht

Paul Krugman erklärt in seinem Blog, warum der Fall Island so interessant ist. Als das Ausmass der Krise deutlich wurde, war Island das Aushängeschild für die Verantwortungslosigkeit, die es mit sich brachte. Inside Job begann mit Szenen aus Island. Michael Lewis ging nicht nach Irland oder Lettland, um die Geschichten über die wahnsinnigen Banker zu erzählen. Ig Nobel-Preise für die Wirtschaft wurden an die Banker Islands verliehen, bekräftigt Krugman.

Island war, kurz gesagt, der schlimmste Fall des Schlimmsten, ein Lehrstück, wie schlimm die Dinge sein könnten. Doch wenn man schaut, wie es sich heute schlägt, im Vergleich zu Volkswirtschaften im allgemeinen in der gleichen Klasse, stellt man das Folgende fest:

Sie können mit verschiedenen Zahlen versuchen, Island im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften schlecht aussehen zu lassen. Aber unter dem Strich scheint Island, während es furchtbar gelitten hat, es nicht so schlimm gehabt zu haben, wie andere Länder, die scheinbar weniger schreckliche Fundamentaldaten hatten, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.


Arbeitslosigkeit in Island, Irland, Lettland und Estland, Graph: Prof. Paul Krugman

Ein Teil der Geschichte ist natürlich, dass Island es abgelehnt hat, Verantwortung für die Schulden zu übernehmen, die die Banker angehäuft hatten. Aber der andere Teil der Geschichte beinhaltet sicherlich den Wechselkurs. Die anderen Länder waren entweder im Euro oder sie haben darauf bestanden, ihre Landeswährung an den Euro gebunden zu halten. Island hat eine grosse Abwertung der Krone zugelassen.

Im Grunde genommen war das alles, was die anderen Länder erfuhren, ein „plötzliches Anhalten“ (sudden stop): ein starker Zustrom von Kapital kam zu einer Vollbremsung. Was geschehen muss, ist, wenn ein Land sich um ein plötzliches Anhalten des Kapital umstellt, ein deutlicher Rückgang der relativen Preise für Güter und auf dem Arbeitsmarkt, weil es mehr exportieren und/oder weniger importieren muss. Wenn Sie es nicht via eine Währungsabwertung hinkriegen, müssen Sie eine „interne Abwertung“ („internal devaluation“) hinnehmen: ein Fall der Nominallöhne und Preise, argumentiert Krugman.

Und Nominallöhne sie nach unten rigid. Das ist einfach eine Tatsache, immer wahr und überall wahr, hält der Träger des Wirtschaftsnobelpreises fest.

Betrachten Sie den Vergleich zwischen Lohnausgleich in Island und Irland. Innerhalb der Eurozone ist Irland bejubelt worden, grosse Bemühungen zu unternehmen, um die Kosten zu senken, viel mehr als Spanien oder Griechenland. So sieht aber der tatsächliche Verlauf der Löhne aus:


Verlauf der Löhne, Island versus Irland, Graph: Prof. Paul Krugman

Irland mit Arbeitslosigkeit von 14% hat es mit einem kleinen Rückgang der Löhne aus ihrem Höhepunkt geschafft. Die isländischen Löhne waren von der Krone abhängig, aber im Euro im Hinteruntergehen, in einem Ausmass, was fast unvorstellbar in einer Wirtschaft in der Eurozone aussah.

Warum also sagt die jüngste OECD-Studie, in welcher das Land im allgemeinen wegen der Einstellung gelobt wird, aus, dass Island dem Euro beitreten würde?
Fazit: Ein wesentlicher Punkt ist, dass die Nominallöhne nach unten starr sind. Es ist schwer, sie zu kürzen, auch wenn das Land eindeutig Kosten hat, die die Wettbewerbsfähigkeit erschweren. Deshalb ist die „interne Abwertung“ („internal devaluation“) so eine schwierige Strategie ist, verglichen mit Abwertung.

Auch die Erfolgsgeschichten über die vermeintliche interne Abwertung haben es kaum geschafft, die Löhne zu senken. Sie sind überwiegend auf Lohnerhöhungen anderswo angewiesen, um für einen Rückgang der relativen Löhne zu sorgen. Dies ist der Grund, warum ein höheres Inflationsziel für die Eurozone einen grossen Unterschied ausmachen würde, hebt Krugman hervor.


Entwicklung der Löhne im Vergleich, GraphProf. Paul Krugman


Das ist an sich nichts Neues. Jedesmal wenn die Skeptiker versucht haben, darauf hinzuweisen, haben die Euro-Befürworter entweder ihre Behauptungen wiederholt, dass die Reform des Arbeitsmarktes die notwendige Flexibilität bringen würde, oder dass die Euro-Zone keinen grossen asymmetrischen Schocks gegenüberstünde.

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