Mittwoch, 26. Oktober 2011

Floating Rate Treasuries: Anleihen mit variablem Zinssatz

Es gibt Berichte, wonach das US-Schatzamt Überlegungen anstellt, Floating Rate Treasuries (d.h. Anleihen mit variablem Zinssatz) auszugeben. Während das US-Haushaltsdefizit sich auf 1‘300 Mrd. $ beläuft, erwägt das amerikanische Finanzministerium die Emission von Floating Rate Bonds, was die erste neue Anleihe seit dem Beginn der Ausgabe von inflationsgeschützten Treasury Bonds (TIPS) vor 14 Jahren bedeuten würde, vermeldet Bloomberg.

Das US-Schatzamt habe nach eigenen Angaben die grössten Anleihehändler an der Wall Street um Empfehlungen für die Strukturierung von variabel verzinslichen US-Treasury Bonds gebeten. Geplant sei ein Treffen am 20. Oktober mit 22 Primärhändlern, daruter Goldman Sachs und JP Morgan Chase.
Was ist davon zu halten?

Tim Duy schreibt in seinem Blog, dass er die Idee für interessant hält. Angesichts der Tatsache, dass die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit rund 2% beträgt, versiegt die Nachfrage nach US-Staatsanleihen allem Anschein nach nicht. Und es sieht wie ein kluger Schachzug aus, möglichst viel Anleihen zu niedrigen Zinsen festzuschreiben, betont der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das heisst, dass die Zinsen irgendwann in der Zukunft (hoffentlich) steigen werden. Und es ist leicht einen Wendepunkt zu sehen, wo die Investoren vorsichtig werden, noch mehr US-Treasury Bonds zu kaufen, weil die Geldpolitik dann abrupt umschalten kann. Ein variabel verzinsliches Produkt zur Hand zu haben, könnte sich in einem solchen Fall als richtig erweisen, um eine abrupte Finanzierungslücke zu verhindern, indem Investoren eine Art Versicherung gegen die steigenden Zinsen angeboten werden würde, legt Duy dar.

Daniel Indiviglio bemerkt in The Atlantic, dass Floating Rate Securities in einem Umfeld, wo die Zinsunsicherheit den Markt wesentlich trübe, für das US-Schatzamt als vorteilhaft wirken könnten.

Es gibt aber auch einige negative Folgen, hebt Indiviglio hervor. (1) Das Schatzamt wäre möglicherweise nicht in der Lage, niedrige Zinsen für einen längeren Zeitraum festzuschreiben. (2) Es könnte auch gefährlich sein, die Kosten der Emission daran festzubinden, wie die Zinsen steigen und fallen. Für jede 1 Mrd. $ in variabel verzinslichen Anleihen, die das Schatzamt ausgibt, würde sich ein Zinsanstieg von 0,5% (d.h. 50 Basispunkte) ergeben, was die Kosten um 5 Mio. $ erhöhen würde. Man kann sich vorstellen, wie schnell die Verschuldungskosten steigen würden, wenn der Staat so etwas wie 1‘000 Mrd. $ variabel verzinsliche Anleihen ausgebn müsste und die Zinsen in einem Jahr um ein paar Prozent klettern würden. Plötzlich müsste der Staat zusätzliche Anleihen ausgeben, um mit dem Anstieg der Zinsen Schritt zu halten, bekräftigt Indiviglio.

Duy glaubt jedoch, dass die neue Anleihe im erwarteten Übergang zu höheren Zinsen besonders nützlich wäre. Duy rechnet nicht damit, dass die variabel verzinsliche Anleihen ein primärer Finanzierungmechanismus darstellen würden. Er sieht einen Vorteil in dem Mechanismus, welcher die Fiskalpolitik unter Strafe stellen würde, mehr auszugeben, wenn sich in Zukunft fiskalische Zwänge entwickeln sollten.

Indiviglio bringt aber einen weiteren Punkt (3) an: „Wenn Sie denken, dass die Regierung einen Druck auf die Fed ausübt, jetzt zu agieren, sollten Sie warten, bis sie einen Teil der Zinskosten direkt steuert“. Das heisst, dass die Floating Rate Notes wahrscheinlich einen von der Fed kontrollierten Benchmark Zinssatz einschliessen würden. „Wenn also der Staat Schwierigkeiten hätte, seinen Schulden nachzukommen, dürfte die Fed sich verpflichtet fühlen, die Zinsen niedriger zu halten als sonst. Wenn die Fed die Zinsen erhöht, könnte ein Zahlungsschock die Stabilität des Finanzsystems beeinträchtigen. Aus diesem Grund könnten Anleihen mit variablem Zinssatz zu einer höheren Inflation führen, weil die Fed sich unter Druck fühlen würde, die Zinsen länger als nötig tief zu halten“, argumentiert Indiviglio.

Wenn die Fed einen Teil der Floating Rate Notes im eigenen Portfolio halten würde, würden solche Szenarien nicht eintreten. Duy ist daher mit Indiviglio nicht einverstanden. Er denkt, dass die Fed als Käuferin von solchen Anleihen mit variablem Zinssatz auftreten würde. Auf diese Weise würde sich eine Einnahmequelle erzeugen, um eine höhere Verzinsung der Bank-Reserven zu stützen. Das Kapitalverlustrisiko würde zurückweichen. Und die Steuerzahler würden geschützt, weil der höhere Schuldendienst (nach Aufwendungen der Fed) wieder zum Schatzamt zurückfliessen würde, erklärt Duy.

Fazit: Duy glaubt, dass das US-Schatzamt einen guten Grund hätte, die Ausgabe von variabel verzinslichen Schuldtiteln in Erwägung zu ziehen. Die Käufer würden sich nicht nur an der Wall Street, sondern durch das ganze Land finden lassen.

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