Samstag, 8. Oktober 2011

Greenspan, Euro-Krise und Moralspiel

„Von 1990 bis zum Ende von 1998 sind die Lohnstückkosten und die Preise im Süden der Eurozone schneller als im Norden der Eurozone gewachsen. In den Jahren nach der Einführung der Gemeinschaftswährung hat sich das Tempo kaum verlangsamt. In der Tat wurde die Grundtendenz nur durch die Finanzkrise des Jahres 2008 gestoppt. Seither gibt es Anzeichen einer Stabilisierung des Preisniveaus im Norden und im Süden“, schreibt Alan Greenspan in einem irreführenden, zerstörerischen Artikel („Europe’s crisis is all about the north-south split“) in FT.

„Meine Güte! Warum sollten die Löhne und die Preise in Spanien schneller steigen als in Deutschland?, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog und liefert die folgende Abbildung:


Beschäftigung in Spanien vs. Beschäftigung in Deutschland, Graph: Prof. Paul Krugman


Es gab einen riesigen Boom in Spanien, angetrieben durch das Wohnungswesen und finanziert durch den privaten, nicht den öffentlichrechtlichen Sektor: Kapitalzuflüsse. Natürlich sind die Löhne und Preise gestiegen. Und es ist schwer, zu sehen, was die spanischen Behörden hätten tun können, es zu stoppen, ausser Kapitalverkehrskontrollen und Austritt aus dem Euro, bekräftigt Krugman.

Manche Menschen wollen hier die Opfer beschuldigen. Aber das macht es nicht richtig, legt Krugman dar.

Greenspan etabliert sich rasch als den schlimmsten Ex-Fed-Chef aller Zeiten. Da er einen brandneuen Trugschluss in die Debatte einführt, lohnt es sich, seinen Artikel zu lesen und zu analysieren. „Greenspan präsentiert den Anstieg der Kosten und der Preise im Süden der EU im Vorfeld der Krise als ein Anzeichen der moralischen Verworfenheit“, schildert Krugman.

Eines der grossen Probleme, die als vernünftige Antwort auf die Krise aufkommen, ist das Beharren der Hauptakteure, v.a., aber nicht nur in Deutschland, es als moralisches Spiel zu sehen, betont der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor mit Nachdruck: „verschwenderische, unverantwortliche Politiker hätten Haushaltsdefizite durchgebracht“.

Es war sehr schwer, klarzumachen, dass es sich dabei nur um eine griechische Geschichte handelt und Spanien und Irland am Vorabend vor der Krise tatsächlich Haushaltsüberschüsse und niedrige Verschuldung  hatten, lautet das Fazit des Trägers des Wirtschaftsnobelpreises.

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