Martin Wolf deutet in einem lesenswerten Artikel in FT auf ein Referat („How to do more“) von Adam Posen vor rund zwei Wochen hin, was sich auch mit Paul Krugmans Gedanken deckt, wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises in seinem Blog hervorhebt.
„Wolf ist zurecht ausser sich. Die Austerians haben uns an den Rand einer riesigen Katastrophe gebracht. Eine Rezession in Europa sieht eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich aus. Und die Frage für die USA ist nicht, ob ein verlorenes Jahrzehnt möglich list, sondern ob es einen plausiblen Weg gibt, es zu vermeiden“, bemerkt Krugman.
„Sowohl das Vereinigte Königsreich als auch die Weltwirtschaft sehen einem vertrauten Feind gegenüber: politischer Defätismus. Während der modernen Wirtschaftsgeschichte, ob in Westeuropa in den 1920er Jahren, in den USA und anderswo in den 1930er Jahren oder in Japan in den 1990er Jahren folgte jedem von einer Finanzkrise ausgelösten Abschwung eine vorzeitige Aufgabe der Konjunkturprogramme, die notwendig waren, um für eine nachhaltige Erholung zu sorgen.
Jedes Mal kam es dazu, weil zu einflussreiche Stimmen von einer Kombination der Destruktivität der weiteren Stimulus-Politik, der Unwirksamkeit der weiteren Stimulus-Politik oder der politischen Korruption der weiteren Stimulus-Politik geredet haben“.
„Jedes Mal waren diese Stimmen falsch. Diese Stimmen werden heute wieder gehört, viel zu laut. Es ist die Pflicht der Wirtschaftspolitik einschliesslich der Zentralbank, diese Behauptungen zu widerlegen. Es ist umso wichtiger, dass wir das Richtige für die Wirtschaft tun, anstatt sie durch solche Behauptungen zu verlagsamen, zu verwirren oder einzuschüchten“, schreibt Posen.
In der Tat, bestätigt Krugman. Die übermässig einflussreiche Stimmen werden von Krugman selbst als Very Serious People (VSP) bezeichnet. „Es war ein tolles Spektakel, die VSP zu beobachten, wie obsessiv sie nach Gründen gesucht haben, die Massenarbeitslosigkeit nicht zu bekämpfen“, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar. „Die Fiskalpolitik müsse zurückgefahren werden, um die unsichtbaren Bond Vigilantes zu besänftigen und die Vertauen Fee zu beglücken. Die Zinsen müssen steigen, weil niedrige Zinsen Moral Hazard verursachen“, so lauten die Maximen der VSP.
Und die Rede ist nicht nur von ignoranten Politikern. Dieses Zeug kommt von der EZB, der OECD und der BIZ, hält Krugman fest.
Es ist kaum zu verstehen. Aber ein grosser Teil davon scheint laut Krugman, den Wunsch zu haben, die Wirtschaft als ein „Moral-Spiel von Sünde und Strafe“ zu sehen. Die Sünder sind natürlich die Arbeitnehmer und Staaten, nicht die Banker. Der Schmerz ist demnach keine unglückliche Folge der Politik, sondern das, was geschehen soll.
Wie besessen sind diese Leute? So besessen, dass sie, wenn der finanzielle Untergang, den sie vorhergesagt haben, eintritt, es als eine schlechte Sache betrachten: die Strafe muss verabreicht werden, worauf warten die Märkte noch? Das war die Einstellung von z.B. Alan Greenspan, der vor einer Weile sagte: „Trotz des Anstiegs der Staatsverschuldung in den vergangenen 18 Monaten (von 5‘500 Mrd. $ auf 8‘600 Mrd. $), sind die Inflation und die langfristigen Zinssätze, welche die typischen Symtome des fiskalischen Überschusses sind, bemerkenswert gedämpft verblieben. Das ist bedauerlich, weil es ein Gefühl von Selbstzufriedenheit fördern, welches schlimme Folgen haben kann“.
Krass! „Es ist bedauerlich, dass die Märkte meine Warnungen nicht bestätigen!“ sagt Greenspan ohne Umschweife. Und Krugman macht ferner auf einen Artikel von Ronald McKinnon in WSJ, wo der Autor sich beklagt, dass die unsichtbaren Bond Vigilantes, die ja den Staat in Schranken weisen sollten, nicht auftreten. Wo sind sie?
Fazit: Keine dieser Punkte entsprechen der ökonomischen Theorie. Es sind Leute wie Adam Posen und Paul Krugman, die ihre Argument auf Standard-Lehrbuch Makroökonomie stützen, während die Very Serious People Geschichten erfinden, um ihre Forderungen nach mehr Schmerz zu rechtfertigen.
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