Montag, 17. Oktober 2011

Soll fractional reserve banking abgeschafft werden?

Eine Frage, mit der sich Austrians gern beschäftigen, ist das Verbot des fractional reserve banking. „Es ist aber weder eine gute Idee noch machbar“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Entscheidend ist, zu verstehen, was die Banken tun. Es geht nicht hauptsächlich um Geldschöpfung. Die Banken tragen stattdessen dazu bei, das Tradeoff zwischen Ertrag und Liquidität zu verbessern, erklärt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Krugman beruft sich dabei auf die Erkenntnisse von Diamond und Dybvig. Die Autoren argumentieren, dass es eine Spannung zwischen den Bedürfnissen der privaten Sparer (die einen schnellen Zugriff auf ihre Vermögenswerte im Fall eines plötzlichen Bedarfs wollen) und den Anforderungen für produktive Investitionen (welche nachhaltiges Engagement von Ressourcen verlangen) gibt.

Der Punkt ist, dass die Banken diese Spannung weitgehend lösen können, indem sie dafür sorgen, dass die Einlagen bei Bedarf abgehoben werden können. Aber sie investieren die meisten Gelder in langfristige, illiquide Projekte.

Was dies möglich macht, ist die Tatsache, dass i.d.R. nur einige der Einleger die Gelder in einem bestimmten Zeitraum abheben wollen, sodass es normalerweise möglich ist, die Anforderungen zu erfüllen, ohne die Einlagen mit flüssigen Aktiva zu decken, erklärt Krugman. Und diese Lösung macht die Wirtschaft produktiver und sorgt dafür, dass mehr Liquidität bereitgestellt wird, auch wenn produktivere Investitionen zulässt.

Das Problem ist natürlich, die Sicherheitsanfälligkeit eines solchen Systems für eine sich selbst erfüllende Panik: wenn die Menschen glauben, dass eine Bank scheitert, wird jeder sein Geld abheben wollen, und zwar in dergleichen Zeit. Und weil die Vermögenswerte der Bank illiquid sind, kann der Versuch, die Anforderungen durch Notverkäufe (fire sales) zu erfüllen, zum Scheitern der Bank führen, legt Krugman dar.

Dies führt dann zu einer politischen Notwendigkeit: Einlagensicherung und/oder lender of last resort Einrichtungen, um Bank Runs abzuwenden und Regulierung der Banken, um Moral Hazard (angesichts der expliziten und impliziten Garantien) zu verringern. Und übrigens hielten die FDIC und die Regulierung uns vor 50 Jahren nach der Great Depression vor Bankkrisen fern. Erst nach der Aushöhlung des Systems durch die finanziellen Deregulierung fingen die schlechten Sachen an, zu passieren, argumentiert Krugman.

Was würde also geschehen, wenn man einfach versuchen würde, das fractional reserve banking abzuschaffen?

Erstens wäre es ein Versuch, eine wirklich produktive Tätigkeit zu verbieten. Dick Fuld-Banking mag eine schlechte Sache gewesen sein. Aber Jimmy Stewart-Banking war ein nützlicher Berufsstand. Zweitens hätte man mit dem Problem der Definition dessen, was eine Bank ist, zu tun, schildert Krugman.

Einer der grossen Vorteile der Erkenntnisse von Diamond und Dybvig ist, dass jede oberflächliche Vorstellung davon durchkreuzt wird, wenn eine Bank durch das herkömmliche Aussehen definiert wird: ein Marmorgebäude mit einer Reihe von Schaltern. Dabei ist es heute so, dass jede Vereinbarung, die dazu dient, kurzfristig Kredit aufzunehmen und langfristig Kredit zu verleihen und Investoren liquide Forderungen zu bieten, die aber langfristig für illiquide Investitionen angelegt werden, im ökonomischen Sinne eine Bank ist, und damit potentiell Bank Runs ausgesetzt, beschreibt Krugman. Was wir 2008 erlebt haben, war ein Ansturm auf Schatten Bankensystem (d.h. eine non-depository Institution).

Will man also mit dem fractional reserve banking auch Money Market Funds verbieten? Repo-Geschäfte abschaffen? Auction Rate Securities verbieten? Wo hört es auf?

Es ist schon schwierig, räumt Krugman ein, das Schatten Bankensystem zu regulieren. Wenn es aber Vorteile hat, unter einem regulatorischen Regime zu stehen, hat man zumindest eine reelle Chance, die meisten Gefahren unter einem Dach zu bekämpfen.

Krugman will damit sagen, dass es sich dabei um eine seltsam antiquierte Vorstellung davon handelt, was Geld und Finanzen sind. Das heisst, das die „Virtualität“ („virtualness“) der modernen Welt bei den Forderungen der Austrians eindeutig nicht berücksichtigt wird. Die Anhänger denken an Geld als ein Stück grünes Papier, was heute aber aus Nullen und Einsen besteht, und zwar in einigen Servern irgendwo.

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