Dienstag, 25. Oktober 2011

Trichet hinterlässt Millionen von arbeitslosen Menschen

Der scheidende Chef der EZB hinterlässt eine Katastrophe:fixiert auf Inflation von 2% hat er die Immobilienblase verschlafen, schreibt Dean Baker in einem lesenswerten Kommentar („Jean-Claude Trichet’s dire tenure at the ECB“) in The Guardian.

Nachdem er die europäische Wirtschaft zerstört hat, wovon feindliche Mächte nur träumen könnten, geht Jean-Claude Trichet Ende Oktober in den Ruhestand. Millionen von Menschen sind in den Ländern der Eurozone wegen seines Mismanagement arbeitslos oder unterbeschäftigt.

Mittlerweile schwankt die Welt am Rande einer anderen Finanzkrise aufgrund des Versagens der EZB, zusammen mit dem IWF, um die Schuldenkrise wirkungsvoll anzugehen. Das Unglaublichste ist v.a., dass Trichet wohl denkt, dass er einen guten Job gemacht hat, bemerkt der amerikanische Makroökonom und der Mitgründer von Center of Economic and Policy Research.

Der letzte Punkt ist wirklich zentral, hebt Baker hervor. Weil die EZB weiterhin von einer bizarren Clique kontrolliert wird, die glaubt, dass das wichtigste und vielleicht das mögliche Ziel ist, wenn die Zentralbank eine Inflation von 2% ansteuert. Gemessen daran hat die EZB es recht gut gemacht, auch wenn die Konjunktur im Euroraum herum zerfiel, legt Baker dar. Die Inflation in den Volkswirtschaften der Eurozone überstieg selten 3% und lag in den letzten 10 Jahren deutlich unter dem Zielwert von 2%.

Allerdings hilft die niedrige und stabile Inflationsrate der Eurozone Spanien (wo 21,2% der Arbeitskräfte arbeitslos ist) und Irland (wo 14,6% der Arbeitskräte keinen Job haben) nicht, auch nicht Millionen von Menschen anderswo in der Eurozone, die infolge der geplatzten Immobilienblase, welche die EZB unkontrolliert wachsen liess, ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Wenn Trichet und seine Kollegen bei der EZB wach gewesen wären, hätten sie gemerkt, dass die realen Hauspreise sich in Spanien zwischen 1998 und 2006 verdoppelt haben. Das gleiche gilt auch für Irland. Es gab keinen annähernd vergleichbaren Anstieg der Mietpreise, die stark darauf hinweisen, dass der Boom nicht durch die Fundamentaldaten des Immobilienmarktes angetrieben wurden.

Und in den beiden Ländern hatte der massive Anstieg der Hauspreise vorhersehbare Auswirkungen auf die Wirtschaft: beide Länder verzeichneten einen enormen Bauboom und steigenden Konsum durch die Haus- und Wohnungseigentümer gestützt auf das von der Blase erzeugte Immobilienvermögen. Dies hatte ausserordentliche Handelsbilanzdefizite zur Folge, welche eindeutig nicht nachhaltig für fortgeschrittene Volkswirtschaften hätten sein können.

Wie konnten Trichet und seine Kollegen es versäumen, die Immobilienblase und ihre wirtschaftlichen Verzerrungen wahrzunehmen? Haben sie eine Theorie, die zeigt, wie eine Wirtschaft eine Nachfrage, die 10% des BIP ausgemacht hat (was durch die Immobilienblase in diesen Ländern geschaffen wurde) nahtlos ersetzen kann?

Trichets Demütigung ist nicht einfach eine Frage der Gerechtigkeit oder der Moral, obwohl es schmerzhaft ist, jemanden, der so viel Schaden verursacht hat, ungestraft gehen zu sehen. Noch wichtiger ist, ist die Frage von Anreizen. Die Menschen mit Verantwortung für die Wirtschaftspolitik sollten für ihre Performance zur Rechenschaft gezogen werden, fasst Baker zusammen.

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