Viele Ökonomen befürchten, dass der Versuch, durch Umverteilung des Einkommens oder andere Mittel mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft anzustreben, das Wirtschaftswachstum senkt.
„Dieses Big Tradeoff zwischen der Gleichheit und der Effizienz, welches durch Vergleiche zwischen kapitalistischen und sozialistischen Ländern gefördert wird, impliziert, dass es ein Limit gibt, wieviel Umverteilung eine Gesellschaft verfolgen soll“, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („Why America Should Spread the Wealth“) in The Fiscal Times.
An einem gewissen Punkt wird das Tradeoff zwischen mehr Gleichheit für weniger Leistung, was sich verschlechtert, wenn wir mehr und mehr in Richtung Gleichheit drücken, unerträglich. Doch während das Tradeoff unvorteilhaft wird, wenn wir in Extreme stossen, wie die jüngsten Erfahrungen belegen, gibt es eine weite Region, wo das Tradeoff sehr schwer zu erkennen ist. So erscheinen die Sorgen um das Tradeoff übertrieben, schildert der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.
Zum Beispiel wurden die Bush-Steuersenkungen zum Teil durch die Behauptung gerechtfertigt, dass das (Eigen-)Kapital die Effizienz in steuerpolitischen Fragen überschatte. Die Steuern für die Reichen und die Ineffizienzen seien zu hoch und die Senkung der Steuern würde dazu führen, dass die Produktion steigt, was allem zu Gute komme. Dementsprechend würde es dem unteren Ende der Einkommensverteilung viel besser ergehen (trickle-down effect) als es unter Umverteilungspolitik möglich wäre.
Die Wirtschaft ist nach Bush-Steuersenkungen gewachsen, aber die Wachstumsrate war unauffällig, v.a. für die Arbeitsplätze und es gibt wenig Belege dafür, dass sie wie versprochen einen Anstieg der Produktion auslösten, bekräftigt Thoma. In der Tat gibt es kaum Anzeichen dafür, dass die Bush-Steuersenkungen überhaupt Wirkung entfaltet hätten. Das Tradeoff war einfach nicht da.
Und die Steuersenkungen am oberen Ende der Einkommensverteilung haben nichts getan, die Tatsache zu korrigieren, dass, obwohl die Produktivität der Arbeitnehmer gestiegen ist, die Löhne flach geblieben sind. Das ist ein Problem, das in den 1970er Jahren begann, hält Thoma fest. Das war ein Indiz dafür, dass etwas mit dem Mechanismus nicht stimmte, der das Einkommen an verschiedene Mitglieder der Gesellschaft verteilt. Arbeitnehmer haben geholfen, die Grösse des Kuchens zu vergrössern, aber das Einkommen rieselte nicht wie versprochen durch (kein trickle-down Effekt) und der Anteil der Arbeitnehmer am Kuchen war nicht grösser als zuvor.
Das ist nicht der einzige Weg, wo erkennbar ist, wie sich die Verteilung des Einkommens von der Produktivität entkoppelt hat. Während einige argumentieren, dass diejenigen an der Spitze der Einkommensverteilung jeden Cent, den sie bekommen, verdienen und es daher verdienen, alles zu behalten, gibt es genügend Beweise, dass die Kompensation der Führungskräfte im Finanzsektor, nämlich von CEOs von grossen Unternehmen und anderen auf der Spitze der Pyramide den Wert, den sie zu Gesellschaft durch eine beträchtliche Marge beitragen, übersteigt, erklärt Thoma.
„Das gilt auch ohne die Finanzkrise. Aber wie genau können wir die ausserordentlich hohen Einkommen dieser Gruppe rechtfertigen, wenn das Ergebnis ihres Handelns die Wirtschaft ruiniert?“, legt Thoma dar.
Wenn diejenigen an der Spitze der Einkommensverteilung weit mehr als der Wert dessen, was sie erzeugen, empfangen, und diejenigen mit niedrigem Einkommen weniger bekommen, dann ist der eine Weg, um es zu korrigieren, die Steuern für diejenigen am oberen Ende der Einkommensverteilung zu erhöhen und die Erlöse zugunsten von wichtigen sozialen Programmen zu verwenden, sodass die Arbeiterklasse-Haushalte, die derzeit durch öffentliche Defizite bedroht sind, geschützt werden. Dies würde laut Thoma helfen, die schlechte Verteilung des Einkommens, was Arbeitnehmer daran hindert, die Verwirklichung ihres Anteils am Gewinn aus dem Wachstum der Wirtschaft zu realisieren, zu berichtigen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen