Donnerstag, 20. Oktober 2011

Warum ist die Inflation in Grossbritannien so hoch?

Die Inflation in Grossbritannien ist im September auf 5,2% gestiegen. Die Teuerung scheint weiter zu klettern. Doch ist die Bank of England (BoE) weit entfernt davon, den geldpolitischen Kurs zu straffen. Die britischen Notenbanker wollen viel mehr die mengenmässige Lockerung (QE) der Geldpolitik vorantreiben.

Warum ist aber die BoE über die Inflation so selbstgefällig? Aus guten Gründen: Es gibt keine Lohn-Preis-Sprirale. Die Löhne kommen kaum vom Fleck, wie Paul Krugman in seinem Blog mit der folgenden Abbildung zum Ausdruck bringt:


Grossbritannien: Lohnstückkosten, Graph: Office for National Statistics (ONS) via Paul Krugman

Warum beläuft sich aber die Inflation auf rund 5%? 

Die Antwort ist eine Reihe von Schocks von vorübergehender Natur. (1) Als Grossbritannien versucht hat, Fiscal Stimulus einzusetzen, hat es den Mehrwertsteuersatz gesenkt. Der Verfall der Senkung des MwSt-Satzes hat die Preise auf einer einmaligen Basis angehoben, was sich immer noch durch das System filtert. Von entscheidenden Bedeutung sind dann (2) die Rohstoffpreise, die der Inflation in Grossbritannien wie auch anderswo einen einmaligen Auftrieb gegeben haben. Schliesslich (3) gab es eine grosse Abwertung des Pfund Sterling im Jahr 2008. Krugman denkt daher, dass die BoE immer noch von einer währenden Filterung ausgeht.


Grossbritannien Inflation, Graph: Office for National Statistics (ONS)

Die BoE denkt also, dass die Inflation sich bald zurückbilden und im nächsten Jahr wahrscheinlich unter 2% kommen dürfte.

Was man jetzt wirklich fragen sollte, ist, was es für die BoE bedeutet, zu versuchen, die allgemeine Inflation zu reduzieren. Wie Ryan Avent sagt, würde es einen Druck abverlangen, was die Nominallöhne nach unten schicken würde. Das klingt aber wirklich nach einer schlechten Idee, legt Krugman dar.

Es gibt offenbar einen Test hier. Wenn Krugman und Adam Posen Recht haben, dann dürfte die Inflation in Grossbritannien in naher Zukunft steil abfallen. Wenn nicht, dann würde Posen von seinem Amt beim geldpolitischen Ausschuss der britischen Notenbank (BoE) nicht zurücktreten, aber von einer Wiedereinsetzung absehen. Und Krugman müsste sicherlich gross umdenken.

Ferner: In Grossbritannien wird zusätzlich ein weiteres Mass für die Inflation berechnet, sodass die Änderungen der indirekten Steuern (grundsätzlich Mehrwertsteuer) herausgenommen werden. Angesichts der Tatsache, dass der Verlauf der Inflation von kurzfristigen Veränderungen (verursacht durch die Rohstoffpreise) beeinträchtigt wird, lohnt sich ein Vergleich zwischen US-CPI und UK CPI minus indirect tax. Die Abbildung sieht so aus:


US Verbraucherpreise versus Grossbritannien Verbraucherpreise (minus Mehrwertsteuer), Graph: Prof. Paul Krugman


Fazit
: Es gibt kaum einen Unterschied.


update:
Die Regierung Cameron hat den Mehrwertsteuer-Satz von 17,5% auf 20% erhöht.

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