Dienstag, 4. Oktober 2011

Unsicherheit oder Angst?

Antonio Fatas (via Mark Thoma) befasst sich in seinem Blog mit der Frage, warum sich das Wachstum in den entwickelten Volkswirtschaften nicht mit der gleichen Geschwindigkeit erholt wie aus früheren Rezessionen?

Es gibt eine mögliche Erklärung, die Fatas jedoch als „übertrieben“ betrachtet: Unsicherheit. Und manche machen daraus mehr, und reden von der regulatorischen Unsicherheit, was in der Tat ein Hirngespinst ist. Es gebe Unsicherheit  über die Steuern und Zahlungsfähigkeit von Staaten in Europa, heisst es weiter.

„Ohne Zweifel spielt die Unsicherheit eine Rolle, um die Schwankungen im makroökonomischen Umfeld zu erklären“, stellt Fatas dar. Er sei ein grosser Fan der Arbeit von Nick Bloom („The uncertainty shock from the debt disaster will cause a double-dip recession“), fügt der an der Internationalen Business School, INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor hinzu.

Prof. Bloom legt nämlich nahe, dass die Unsicherheit während einiger der jüngsten Rezessionsepisoden gestiegen ist.

Aber was meinen wir, wenn wir von Unsicherheit reden, wenn wir das gegenwärtige Marktumfeld beschreiben? Fatas denkt, dass „wir zwei Dinge verwechseln“: erstens, dass die Zukunft sehr schwer vorhersehbar ist und daher mit dem Begriff der Unsicherheit übereinstimme und zweitens, dass die zukünftigen Szenarien einfach schlechter seien als wir zuvor gedacht haben.

Das ist aber nicht Unsicherheit, sondern einfach „bad news“, hebt Fatas hervor. Unternehmen stehen einer unsicheren Nachfrage gegenüber. Das eigentliche Problem ist aber, dass in den Szenarien, die sie erwägen, das meiste einfach schlecht aussieht, und die Szenarien sich vor kurzem noch mehr verschlechtert haben, erklärt Fatas.

Seine Präferenz wäre, „anstatt das Wort Unsicherheit das Wort Angst zu benutzen, um das, was in diesen Tagen erleben, zu schildern“. „Die Zukunft sieht im Durchschnitt nicht gut aus. Und das ist das eigentliche Problem“, fasst Fatas zusammen.

PS: In diesem Zusammenhang ist es erlaubt, darauf hinzuweisen, dass Keynes einen entscheidenden Unterschied zwischen Risiko und Unsicherheit macht.

Risiko ist, wenn Wahrscheinlichkeiten gemessen werden können. Und Unsicherheit existiert, wenn Wahrscheinlichkeiten nicht bekannt (messbar) sind. Keynes misst Unsicherheit im Wirtschaftsleben eine Schlüsselrolle bei. In seinem unbedingt lesenswerten Buch („Die Rückkehr des Meisters“) beschreibt Robert Skidelsky die Aussage von Keynes so, dass Wahrscheinlichkeit kein statistisches, sondern ein logisches Phänomen ist. 

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