Mittwoch, 10. Februar 2010

Bernanke erläutert, wie Liquidität abzuschöpfen ist

Ben Bernanke hat heute gemäss Redetext einen weiteren Versuch unternommen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Fed über eine Reihe von Instrumenten verfügt, die sie in die Lage versetzen, die grosse Menge an Reserven im Bankensystem zu reduzieren. Die Anhörung im Senat wurde allerdings wegen Witterung (heftige Schneestürme) abgesagt. Bernanke erläutert im Redetext, dass die Fed zunächst den Diskontsatz erhöhen könnte. Es geht in erster Linie um eine Ausweitung der Spanne (spread) zwischen dem Zinssatz für Tagesgeld (Fed Funds Rate) und dem Diskontsatz. Fed-Chef betont jedoch, dass ein Zinsanstieg demnächst nicht bevorsteht. Bemerkenswert ist, welche Bedeutung Bernanke derzeit dem Zinssatz fürs Tagesgeld beimisst. Als Folge des sehr grossen Volumens der Reserven im Bankensystem haben sich der Umfang der Tätigkeit und die Liquidität im Fed-Funds-Markt erheblich zurückgebildet, erklärt Bernanke. Daraus schliesst er, dass der Fed Funds Rate für eine Zeit als „weniger zuverlässiger Indikator“ gelten könnte als von den Bedingungen am kurzfristigen Geldmarkt her bisher gewohnt ist.


Fed Funds Future Contracts, Graph: Fed St. Louis, Febr. 2010

Zur Abschöpfung der Liquidität überlege die Fed in der Übergangsphase zu einer Normalisierung der Geldpolitik (1) den Einsatz eines alternativen kurzfristigen Zinssatzes („alternative short-term interest rate“). Es sei m.a.W. möglich, dass die Fed eine Zeit lang Zins auf Bankreserven zahlt, in Kombination mit Zielvorgaben für die Menge an Einlagen der Banken. Bernanke erinnert daran, dass der Fed (2) Reverse Repo-Geschäfte, d.h. "Reverse repurchase agreements" (kurz "reverse repos") zur Verfügung stehen und die Fed kann (3) Banken „term deposits“ anbieten, die so funktionieren wie Certificates of Deposit.

Bernanke führt weiter an, dass, wenn die Agency Debt und MBS auslaufen, sie nicht mehr verlängert werden. Die US-Treasuries hingegen werden verlängert ("roll over"). In Zukunft muss die Fed dies aber nicht mehr tun. Die Fed könne also in Zukunft, wenn die Wirtschaft sich erholt, auch Agency Debt und MBS verkaufen, auch wenn diese derzeit passiv auslaufen, so Bernanke.


Reserve Market Rates, Graph: Fed St. Louis, Febr. 2010

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fed als Reaktion auf schwere Bedrohungen für unsere Wirtschaft eine Reihe von Sonderkreditfazilitäten geschaffen hat, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Kreditwiederaufnahme durch Private zu fördern. Mit der Verbesserung der Wirtschaftsaussichten und der Marktbedingungen sind viele dieser Programme ausgelaufen oder beendet worden“, schreibt Bernanke. Die Fed fördert die wirtschaftliche Erholung, indem sie den Tagesgeldsatz (Fed Funds Rate) reduziert und Wertschriften auf Markt aufkauft, wiederholt Fed-Chef. Die Wirtschaft sei weiter auf akkomondierende Geldpolitik angewiesen. Allerdings arbeite die Fed daran, sicherzustellen, dass sie über Werkzeuge verfügt, zu gegebener Zeit den sehr hohen Grad der geldpolitischen Impulse zurückzuführen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bereit sind, das zu tun, wenn die Zeit dafür kommt“, so Bernanke als Fazit.

1 Kommentar:

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

Agency Debt (= agency bond) sind Anleihen, die von Fannie Mae, Freddie Mac, Sallie Mae und Federal Home Loan Banks ausgegeben werden.

Die sog. staatlich geförderten Papiere sind i.d.R. von der US-Regierung gesichert, aber nicht vollständig garantiert wie es für die US-Treasury Bonds gilt.

Man nennt Freddie Mac und Sallie Mae auch government-sponsored enterprises (GSE), die nur eine “implizite Staatsgarantie” geniessen.

Das aufgenommene Geld (durch den Verkauf von Agency-Schuldtitel) wird i.d.R. dafür verwendet, für Hauskäufer, Studenten der Farmer Darlehen zu günstigen Kosten bereitzustellen.