Donnerstag, 4. Februar 2010

Schuldenkrise: Soll Griechenland IWF-Hilfe annehmen oder nicht?

Das Haushaltsdefizit beträgt rund 13% des BIP und die Auslandschulden belaufen sich auf 170% des Nationaleinkommens. Kann Griechenland einen Staatsbankrott abwenden oder nicht? Das ist längst keine Frage mehr, die "nur" globale Kapitalmärkte beschäftigt, sondern zunehmend auch der EU und dem IWF Sorgen bereitet. Angeblich sind gigantische Rettungsmassnahmen in Planung. Erinnerungen an den weltgrössten Staatsbankrott werden wach, als Argentinien im Jahre 2001 die Bedienung der Landesanleihen einstellte. Mit der Schuldenkrise Griechenlands befasst sich auch Kenneth Rogoff in einem lesenswerten Essay („Can Greece Avoid the Lion“) in Project Syndicate . Er verweist darauf, dass strukturelle Anpassungen im Falle von Schwellenländern ohne die Hilfe von aussen leider oft nicht möglich sind. „Die Regierung müsse dringend glaubwürdige haushaltspolitische Massnahmen umsetzen und sich dabei nicht nur auf höhere Steuern, sondern auch auf die Senkung der unglaublich hohen Staatsausgaben konzentrieren“, erklärt Wirtschaftsprofessor an der Harvard University.

Wünschenswert sei, ein Gleichgewicht zwischen Steuererhöhungen und einer Reduktion der galoppierenden Staatsausgaben zu schaffen, bemerkt Rogoff. Bemerkenswert ist aber sein Ratschlag, dass Länder wie Griechenland sich von der ersten und zweiten Welle von Restrukturierungen und IWF-Programmen fernhalten sollten. Rogoff ist wohlgemerkt ein ehemaliger IWF-Chefökonom. Der IWF hatte besonders in den 1980er Jahren mit seiner angebotsorientierten Politik einige Schwellenländer in den Ruin getrieben. Der vom Monetarismus geprägte dogmatische wirtschaftspolitische Ansatz des Internationalen Währungsfonds ging in diesen Ländern zumeist zu Lasten eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums. „Reiche Personen verschieben ihr Geld ins Ausland und die gewöhnlichen Menschen wenden sich der Schattenwirtschaft“, hält Rogoff fest. Griechenland’s Problem ist keineswegs ein stetiger Anstieg der Staatsausgaben, wie Thomas Fricke in FTD zu Recht hervorhebt, sondern die Tatsache, dass die Griechen für ihre Staatsquote relativ wenig Steuern und Abgaben zahlen. Warum? Weil Athen Empfehlungen der EU-Kommission gefolgt ist.

Keine Kommentare: