Ist die EU „too big to fail“? Mahnungen an Griechenland nehmen mittlerweile kuriose Formen an. Otmar Issing, der ehem. Chefvolkswirt der EZB schreibt heute in einem Essay in FT, dass finanzielle Unterstützung für Länder, die die Teilnahmebedingungen an der Währungsunion verletzt haben, ein schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit des gesamten Rahmens bedeuten würde. Er spricht damit den Vorgang an, wie die US-Bank Goldman Sachs mit Hilfe von Derivaten Griechenland bei der Verschleierung von Schulden geholfen hat. Was aber dabei nicht untergehen darf, ist die Tatsache, dass Otmar Issing als „International Advisor to Goldman Sachs“ tätig ist. Leider wird dies im Artikel in FT nicht erwähnt, bemerkt Simon Johnson in
The Baseline Scenario.
Er hofft, dass FT und Bloomberg dies in Zukunft in ihren Berichterstattungen berücksichtigen und mehr Fragen nach möglichen Interessenkonflikten stellen. Johnson geht es im Wesentlichen um drei Aspekte: (1) GS war eng in das Geschäft verwickelt, dass Griechenland die Teilnahmebedingungen an der Währungsunion hat verletzen dürfen. Es ist noch nicht bestätigt, aber möglich, dass die gesamte ruchlose Swap-Vereinbarung vom Jahr 2001 Goldman Sachs Idee war, vermutet Johnson. Es handelt sich dabei um eine aktive Unterstützung, die Grundlage der zivilisierten Gesellschaft zu untergraben, behauptet Johnson zu Recht. Nach der Logik von Herrn Issing hat GS also die Hauptrolle bei der Unterminierung der Euro-Zone gespielt, erklärt Prof. Johnson. (2) Es wird davon ausgegangen, dass GS im Besitze von griechischen Staatsanleihen ist. Es sieht danach aus, dass Herr Issing Goldman Sachs Bücher im Sinne hat, ob er will oder nicht, argumentiert Johnson. (3) Herr Issing wird vermutlich zusichern, dass sein Artikel in FT nichts Beunruhigendes enthält. „Wer hat aber das Sagen über solche Sachen“, fragt Johnson. „Ist es eine Angelegenheit für die amerikanische Börsenaufsicht (SEC), oder für die EU-Kommission in Brüssel oder für die deutsche Regierung? Wo ist die Fed, die primäre Aufsichtsbehörde von GS?.“ „Willkommen in der beängstigenden und im Wesentlichen unregulierten Welt des internationalen Bankgeschäftes“, bemerkt Johnson als Fazit.
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