Mittwoch, 17. Februar 2010

Haushaltsdefizit als Spiegelbild des privaten Schuldenabbaus

Martin Wolf ist mit Niall Ferguson’s Statement nicht einverstanden. Prof. Ferguson hat vergangene Woche behauptet, dass die USA einer griechischen Krise begegnen werden. Wolf weist dies in seinem Essay in FT als „Hysterie“ zurück. Wie viele andere Industrieländer machen auch die USA zur Zeit eine fiskalische Gratwanderung, so Wolf. Aber die Gefahren sind: "übermässige Lockerung in langer First und übermässige Straffung in kurzer Frist". Das ist ein Dilemma, was Ferguson nicht zu erkennen scheint, argumentiert Wolf. Ferguson geht gestützt auf die Prognosen des Weissen Hauses von einer Staatsverschuldung von 100% des BIP bis 2012 aus. Der kräftige Anstieg der Haushaltsdefizite entspricht Umständen, bemerkt Wolf zu Recht. Der einzige Weg, sie zu vermeiden, wäre gewesen, die enorme Verschuldung im privaten Sektor (Stichwort: fremdfinanzierte Anlagenblase) zu unterbinden, erklärt Wolf. Haushaltsdefizite sind das Spiegelbild des Schuldenabbau im schwer angeschlagenen Privatsektor.

Die Bilanz des privaten Sektors hat sich inzwischen von Minus 2,1% des BIP im IV. Quartal 2007 auf Plus 6,7% des BIP im III. Quartal 2009 verändert, hält Wolf fest. Was passiert aber, wenn der Schuldenabbau („de-leveraging“) im privaten Sektor sich fortsetzt, während das Haushaltsdefizit ansteigt? Werden Industrieländer ihr AAA-Rating verlieren? Das ist für Japan nicht der Fall. Auch den USA wird es nicht widerfahren, ist Wolf überzeugt. Die USA sind nicht Griechenland. Darüber hinaus wäre eine fiskalische Straffung heute ein schwerer Fehler. Es bestehe die Gefahr eines erneuten Rückfalls in Rezession (d.h. „double-dip recession“), betont Wolf. Zunächst muss der private Sektor geheilt werden. Die Einstellung der fiskalpolitischen Massnahmen ist nicht die Prioriät, schlussfolgert Martin Wolf. Die von Neocons bewusst geschürte Angst vor einer steigenden Inflation ist politisch bedingt, nicht ökonomisch. Erstens gibt es heute keinen Hinweis auf einen preistreibenden Druck. Zweitens ist die Inflation in Japan nicht angestiegen, obwohl die Bank of Japan (BoJ) zwischen 1997 und 2003 Staatspapiere in grossem Masse am offenen Markt aufgekauft hat. Die USA hatten nachdem II. Weltkrieg einen Schuldenberg von 120% des BIP. Es ist hauptsächlich das Defizit der öffentlichen Hand, die die Wirtschaft vor dem Abrutschen in eine zweite Grosse Depression gerettet hat.

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