Donnerstag, 11. Februar 2010

Vergütungspraxis an Wall Street vs. Profi-Sportler-Gehalt

Das Weisse Haus ist um Schadensbegrenzung bemüht. Es geht um die aktuellen Aussagen des Präsidenten Barack Obama im Interview von Bloomberg BusinessWeek über die Vergütungspraxis an Wall Street. Der Wortlaut wird erst am Freitag veröffentlicht. Paul Krugman ist jedoch nach wie vor schockiert und entmutigt darüber. Zu Recht. „Wie schwierig ist es für das Weisse Haus, zu verstehen, dass es eine wirklich, wirklich schlechte Idee ist, nette Dinge über Boni-Banker zu sagen, insbesondere über Goldman Sachs“, erstaunt Krugman in seinem Blog. „Bitte Lloyd Blankfein nicht als versiert loben, OK?“, schreibt Nobelpreisträger weiter. Obama’s Vergleich von Gehaltsschecks an Wall Street mit Profi-Baseball-Spielern findet Krugman als eine schlechte Stellungnahme. Weil (1) Baseball-Spieler keinen globalen Zusammenbruch der Wirtschaft ausgelöst haben und (2) die Baseball-Industrie nicht Empfängerin einer massiven und anhaltenden Rettungsaktion, die durch Steuerzahler finanziert wird, ist.

„Wir missgönnen Reichtum im freien Marktsystem nicht“. „OK, aber das war doch kein freies Marktsystem“, argumentiert Krugman zu Recht. „Das ist eine Branche, die nur dank der Unterstützung der Steuerzahler überlebt. Und Wall Street-Boni sind nicht wie Baseball-Spielergehälter, bitte“, hält Krugman fest. Was Krugman ausflippen lässt, ist nicht, was der Präsident gesagt hat, sondern was das Ganze über das Versäumnis aussagt, die Stimmung im Land zu spüren. Der Präsident scheint nur besorgt, dass jemand denken könnte, dass er anti-business ist, ohne darüber nachzudenken, dass es notwendig ist, etwas über das allgegenwärtige Gefühl in der Öffentlichkeit über die unlauteren Privilegien an Wall Street zu äussern, so Krugman in seinem Kommentar, den man eigentlich ausschneiden und einrahmen könnte.

Auch James Kwak befasst sich in The Baseline Scenario mit dem Gehaltsvergleich. Die Idee, dass das Niveau an Talent, harte Arbeit, Hingabe und Intelligenz, was man haben müsste, um ein Banker zu werden, annähernd vergleichbar sei, sagen wir, mit NBA Basketball-Spielern, ist einfach lächerlich, schreibt Kwak. Die scheinbare Produktivität eines einzelnen Spielers in einer Mannschaftssportart ist auf sein Team zurückzuführen, und kann nicht einfach individuell reproduziert werden, argumentiert Kwak. Es gibt zwar eine starke Beziehung zwischen Entlohnung und der Performance in der Vergangenheit. Aber die Beziehung zwischen Entlohnung und der Performance in Zukunft ist nur lose, erklärt Kwak. Banker mögen wie Sportler sein. Aber ihre einzelnen Beiträge werden im Vergleich zu ihrem unterstützenden Umfeld einfach überschätzt. Sie sind überbezahlt. Und sie werden darauf basierend entlohnt, wo sie statistisch gesehen zufällig in die profitable Wahrscheinlichkeitsverteilung in einem gegebenen Jahr hinein fallen. Einen Banker hoch zu entlohnen ist also laut Kwak keine Garantie dafür, dass die Bank in Zukunft erfolgreich wird. Mannschaftssportarten sind wie Banken so geschaffen, dass die Mitarbeiter einen Grossteil der Einnahmen erfassen. Und mit negativen Externalitäten, wie die Gewaltausbrüche rund um die grossen Sportveranstaltungen zeigen. Weder das eine noch das andere sollte für unsere Wirtschaft Modell sein, schlussfolgert Kwak.

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