Die Finanzkrise hält noch an. Die hohe Arbeitslosenquote bleibt bestehen. Die Grossbanken scheinen sich kaum darum zu kümmern, ob die Gefahr eines erneuten Rückfalls in Rezession droht oder nicht. Folglich wird die übermässige Vergütungspolitik an der Wall Street hemmungslos fortgesetzt. Aktuelle Boni-Zahlen: Jamie Dimon (JP Morgan) bekommt 17 Mio. $ und Lloyd Blankfein (Goldman Sachs) kassiert 9 Mio. $ ein. „Ich kenne die Jungs; sie sind sehr versierte Unternehmer“, soll Präsident Barack Obama laut Bloomberg gesagt haben. „Ich, wie die meisten der amerikanischen Bevölkerung, missgönne diesen Menschen Erfolg oder Reichtum nicht. Das ist ein Teil des freien Marktes“, soll Obama in dem Interview mit Bloomberg BusinessWeek hinzugefügt haben. Der vollständige Wortlaut des Interviews wird am Freitag veröffentlicht. „Für sich genommen sind diese Aussagen zweifellos richtig“, schreibt Simon Johnson in einem Beitrag in The BaselineScenario". „Doch stellt man sie in den Rahmen der Bloomberg Geschichte, dann hat das Weisse Haus ein grosses PR-Desaster auf der Hand“, argumentiert Johnson.
„Versteht der Präsident wirklich nicht, dass Dimon und Blankfein Banken führen, die von der Politik und den Kreditmärkten als „too big to fail“ (TBTF) betrachtet werden?, fragt Johnson verblüfft. Das, was jetzt vorherrscht, ist, das Gegenteil eines marktwirtschaftlichen Systems, betont der ehem. Chefökonom des IWF zu Recht. Die erwähnten Banken wurden nicht nur durch staatliche Massnahmen gerettet worden, sondern sie bewegen sich nun in einem Spielfeld, welches infolge der allzu grosszügigen Natur der Rettungsaktionen („bailout“) zu ihren Gunsten gekippt worden ist, erklärt Johnson. Nicht nur das, sondern auch das Anreizsystem bleibt für diese Personen bestehen, rücksichtlose Risikobereitschaft an den Tag zu legen. Denn sie können die Gewinne behalten. Die Verluste werden von der Allgemeinheit getragen, bemerkt Johnson. Zu den Grossbanken nett zu sein, wird Demokraten nicht helfen, die midterm Wahlen zu gewinnen, schreibt Johnson weiter. Ist das wirklich das, was der Präsident unterstützen will?, erstaunt Johnson, Wirtschaftsprofessor an der MIT. Auch Paul Krugman ist über die Aussagen des Präsidenten verwundert: „Oh.My.God“, schreibt er. Die Finanzbranche wurde nicht nur durch die Gelder des Steuerzahlers gerettet, sondern sie liegt, um die Stabilität zu gewährleisten, immer noch dem Steuerzahler auf der Tasche, argumentiert Krugman. Der Punkt ist, dass die Führungskräfte dieser Banken keine „free agents“ sind, die in einem fairen Wettbewerb viel Geld verdienen. Sie führen Unternehmen, die auf Staatshilfe angewiesen sind, bemerkt Krugman. Es gebe daher gute Gründe, empört zu sein. Das, was wir gerade erleben, ist ein System von „lemon socialism“, erklärt Krugman. „Gewinne werden privatisiert, Verluste werden der Allgemeinheit übertragen“. Zumindest könnte man meinen, dass Obama die Bedeutung des öffentlichen Zorns versteht, ist Krugman enttäuscht.
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