Während Athen sich wegen des cross-currency swap mit der US-Investmentbank zu rechtfertigen versucht, schlagen die Wogen hoch. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat laut FT Alphaville bereits im Jahre 2002 in einer Mitteilung auf die Problematik von „kreativer Buchhaltung“ (efficient accounting) hingewiesen: „Accounting for Innovation: Treatment of Off-Balance-Sheet Public Sector Financing Operations“. Anhand einer tabellarischen Darstellung erklärt die Ratingagentur, welche Auswirkungen 1) Verbriefung, 2) Swaps, 3) Privatfinanzierung und 4) nicht-konsolidierte öffentliche Finanzinstitution (gemeint ist ein Special Investment Vehicle, SIV, die ausserhalb der Bilanz der öffentlichen Hand erscheint) auf die fiskalische Flexibilität eines Staates haben. Für Regierungen können sich daraus verschiedene Vorteile ergeben, bemerkt die S&P. Die Glättung von Einnahmenströmen können v.a die Planung und den Ausgabenprozess der öffentlichen Hand verbessern. Aber nur in kurzer Frist.
Swaps wurden zu einem gemeinsamen Merkmal des hochentwickelten Schuldenmanagements, betont S&P. Beispielsweise um die Liquidität in öffentlichen Angelegenheiten zu erhöhen oder Währungs- und Zinsrisiken zu verwarten. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle werden Swaps als Absicherungsinstrument eingesetzt, was die fiskalische Flexibilität nicht aufs Spiel setzt, so die S&P Mitteilung. Da die Swaps (solche wie im Fall von Griechenland) einen negativen Wert für den öffentlichen Kreditnehmer innehaben, erfolgt eine im voraus erstattete Entschädigung durch die Gegenpartei (Bank). Dieser Vorgang, wenn nicht über die Laufzeit des Swap-Geschäftes amortisiert, kann den Grundsatz der Periodenzuordnung (d.h. Kosten sind der Periode zuzuordnen, in der auch die Erträge anfallen) der einschlägigen Finanzierungskosten untergraben, erklären die Experten der S&P. I.d.R. bilden solche Transaktionen nur die Kreditaufnahme der öffentlichen Hand. Der öffentliche Schuldner bekommt aber heute Cash Flow um die Kosten höherer Ausgaben in Zukunft. Die Kreditaufnahme mittels Derivate sind jedoch real und müssen daher im Verlauf der restlichen Laufzeit des Derivate-Kontraktes bedient werden. Es handelt sich dabei also um „Window Dressing“. Fazit: Die Swaps untergraben die Transparenz und gefährden die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Buchführung.
Regulierung bleibt hinter der Swap-Kurve
Was lehrt das cross-currency Swap Geschäft Griechenlands im allgemeinen? (a) Spekulanten wie z.B. Hedge Fonds haben durch einen exzessiven Einsatz von CDS die griechische Schuldenkrise verschärft (der Derivatemarkt ist indes grösser als der Basismarkt), (b) Eine Währungsunion ohne Politische Union funktioniert fehlerhaft, (c) Die EZB hat mit ihrer dogmatischen Geldpolitik (übermässig straff; m.a.W. ein zu niedriges inflation-targeting) die Aufwertung des Euro vorangetrieben.
Griechenland hat künftige Steuereinnahmen aus Flughafenbetrieben des Landes verbrieft (securitization) und erhielt im Gegenzug Bargeld, und zwar sofort (up front). Die Schulden wurden aufgeschoben. Die Kosten wurden nicht gekürzt. Die reale Haushaltslage wurde verschleiert. Das heisst, dass die Derivate keinen Mehrwert schaffen. Es findet keine Wertschöpfung statt. Derivate funktionieren nicht wie der „Kanarienvogel in der Kohlgrube“, sondern wie eine „Katze unter Tauben“, stand gestern in einem Kommentar in FT zu lesen. Die Bank (bzw. Finanzoligarchie) gewinnt. Denn die Gewinne werden privatisiert. Die Kosten werden von der Allgemeinheit getragen. Ein Nullsummenspiel. Und das Traurige dabei ist, dass niemand weisst, wer für die Aufsicht in wie fern verantwortlich ist, wenn eine amerikanische Bank ein EU-Mitgliedsland zu einem off-market swap fürs window dressing verhilft, um Anforderungen (Vertragsbedingungen) der EU zu umgehen. Warum erlaubt Eurostat solche Deals? Der Markt für Kreditausfallversicherungen muss dringend reguliert werden.
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