Es war Paul Krugman, der im Dezember auf ein neues Phänomen im Zuge der anhaltenden Finanzkrise aufmerksam gemacht hatte: „paradox of toil“. Gestern ging auch Paul Kedrosky in seinem Blog auf das Thema ein. Worum geht es? Eine aktuelle Forschungsarbeit von Gauti Eggertsson zeigt auf, was mit der aggregierten Beschäftigung passiert, wenn jederman eines Tages aufsteht und beschliesst, mehr zu arbeiten. Das Research-Papier erklärt, dass die Beschäftigung unter bestimmten Voraussetzungen sinkt. Das heisst, dass es aggregiert zu einer weniger Arbeit kommt, da jeder mehr arbeiten will.
Die Bedingungen dafür, damit das "Paradox of Toil" funktioniert, sind (1) kurzfristige Nominalzinsen, die gleich null sind, (2) deflationärer Druck und (3) Kontraktion der Wirtschaftsleistung, so wie während der Grossen Depression in den 1930er Jahren in den USA und wahrscheinlich auch während der Finanzkrise von 2008 in grossen Teilen der Welt. Das „Paradox of Toil“ ist also mit der keynesianischer Idee von „Paradox of Thrift“ eng verknüpft. Beide gelten als Beispiele für „fallacy of composition“ (auf deutsch: „Konkurrenz-Paradoxen“). Peter Bofinger beschreibt die „Rationalitätsfalle“ in seinem Lehrbuch „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ mit dem Beispiel in einer Theateraufführung. Ein Besucher, der aufsteht, kann seine Sicht verbessern. Aber wenn auch die dahinter sitzenden Besucher aufstehen, um keine Verschlechterung ihrer Sicht in Kauf zu nehmen, steht am Ende eines solchen Prozesses der ganze Saal. Und kein Besucher sieht mehr als wenn alle wieder sitzen würden. Das heisst, dass die individuelle Rationalität sich nicht mit der kollektiven Rationalität eindeckt. Ein weiteres Beispiel ist die aus der Sicht eines Unternehmens vorteilhaft erscheinende Lohnsenkung der Mitarbeiter, um auf diese Weise Produkte zu geringeren Kosten anzubieten. Da eine allgemeine Lohnsenkung für die gesamte Wirtschaft mit einem Rückgang der aggregierten Nachfrage einhergeht, wirkt sich die Massnahme auf alle Unternehmen nachteilig aus.
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