Am Anfang war Chaos. Die Nacht, die Finsternis, die Erde, die Unterwelt, die Liebe, die Luft und Swaps. Der Bericht der amerikanischen Tageszeitung New York Times (NYT) von Sonntag dürfte die Frage nach Sinn und Zweck von Derivaten wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken lassen. Zur Erinnerung: Warren Buffet, der legendäre Grossinvestor hatte diese Finanzinstrumente einst als „Massenvernichtungswaffen“ bezeichnet. Worum geht’s? Die amerikanische Bank Goldman Sachs soll 2001 mit Hilfe der Derivate Griechenland geholfen haben, die wahre Finanzlage des Landes zu verschleiern. Dem Bericht des NYT zufolge habe die US-Investmentbank Griechenland Anfang 2002 einen Milliarden-Kredit gewährt. Die Schulden seien aber als Währungsgeschäft verbucht worden, um die Erfüllung der strengen EU-Verschuldungsregel zu ermöglichen. Athen habe im Gegenzug künftige Einnahmen aus Flughafen- und Autobahngebühren abgetreten. Es kann sich dabei um ein Swap-Geschäft gehandelt haben. Genau genommen um ein Devisen-Swap (cross-currency swap). Das heisst eine Vereinbarung über den künftigen Austausch von Beträgen, die aus einer Kreditaufnahme stammen, in zwei Währungen gemäss einer festgelegten Formel. Der Grund dafür liegt i.d.R. in den komparativen Zinsvorteilen.
Angenommen emittiert Griechenland eine Anleihe in Höhe von 10 Mrd. $, welche es unmittelbar zum geltenden Zinssatz in Euro austauschen (swap) will, indem es im voraus (up front) Euros im Wert von 10 Mrd. $ bekommt. Das Devisen-Swap kann in diesem Fall so gezwickt worden sein, als ob es sich bei der Emission um 11 Mrd. $ gehandelt hätte. Das heisst, dass Griechenland im Swap-Geschäft Euros im voraus im Wert von 11 Mrd. $ bekommt. Natürlich muss das Land die 10 Mrd. Euro bei der Fälligkeit der Anleihe zurückzahlen. Aber es hat im Grunde genommen 11 Mrd. $ aufgenommen statt 10 Mrd. $. Die Kreditkosten sehen in den offiziellen Büchern 10 Mrd. $ aus. Der Rest, d.h. 1 Mrd. $ wird über das Swap-Geschäft verschleiert. Goldman Sachs soll bei der Transaktion rund 300 Mio. $ an Gebühren von Griechenland kassiert haben. Nach Informationen von FT Alphaville handelt es sich beim cross-currency swap Geschäft um Griechenlands ausstehende Schulden in Yen und US-Dollar. Die Transaktion soll aber, wie gesagt, „off-market“ stattgefunden haben. Die Art von Deals „an sich legal“ zu bezeichnen, weil damit die Eurostat-Regel eingehalten werden, wie in den Medien zum Teil zu lesen ist, erzeugt daher einen faden Beigeschmack und grenzt im Grunde genommen an Frechheit. Zumal die Transaktion die Realität der Wirtschaft keineswegs widerspiegelt. Schliesslich kann dieses Geschäft die Ratingagentur Standard & Poor’s im Juni 2003 veranlasst haben, Griechenlands Bonität von „A“ auf „A+“ hochzustufen. Solange die Eurostat-Regulierung in Sachen Derivate nicht angepasst wird, dürften Derivate weiter von z.B. anderen EU-Anwärtern zum Schulden- und Defizit-Management eingesetzt werden.
1 Kommentar:
Lieber Blogautor,
da ich Ihre kontaktdaten nicht entdeckt habe, scheibe ich mal einen Kommentar, da dies Sie vielleicht interessiert:
Erst einmal Herzlichen Glückwunsch!
Sie wurden für den Finance Blog of the Year 2010 nominiert.
Falls das für Sie überraschend kommt: Hier ein paar Informationen zu dem Wettbewerb:
http://www.smava-blog.de/2010/01/25/finance-blog-of-the-year-2010/
Ihre Nominierung haben wir durch einen Kommentar unter dem obigen Beitrag erhalten.
Der weitere Ablauf sieht wie folgt aus:
1. Unter allen nominierten Blogs wird eine Jury die 15 Besten auswählen
2. Anschließend wird dann unter den 15 Finalisten der Gewinner in einer Abstimmung ermittelt, an der jeder teilnehmen kann.
Die Gewinne sind:
1. Preis: Wochenend-Reise nach Rom für 2 Personen oder 650 €
2. Preis: Amazon-Gutschein im Wert von 100 €
3. Preis: 2 Tageskarten für die “Invest 2010″ -Die Messe für institutionelle und pivate Anleger vom 23.04. - 25.04.2010 in Stuttgart
Die erste Hürde ist also gemeistert und Sie dürfen Ihren Blog nun offiziell „Finance Blog of the Year 2010 – Nominee“ nennen .
Da wir beim letzten Mal einige Anfragen bekommen haben, gibt es dieses Mal auch ein Logo dazu, welches Sie einbinden können.
Viel Erfolg im weiteren Wettbewerb
Bei weiteren Fragen stehe ich gern zu Verfügung
Viele Grüße
Stephan
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