SNB-Präsident
Thomas Jordan hat gestern in einem
interessanten Referat zum Thema “Geldpolitik und
Anlagepolitik der Nationalbank im Zeichen der Frankenstärke” erneut
erläutert, wie die SNB 2009 und 2010 am Devisenmarkt interveniert hat, um eine
übermässige Aufwertung des Frankens zu bekämpfen.
Die SNB hat am 6.
September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 CHF pro EUR festgelegt, um schweren Schaden von der Schweizer
Wirtschaft abzuwenden. Die SNB setzt diesen Mindestkurs seither konsequent um
und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.
Die unkonventionelle Geldpolitik
schlägt sich andererseits in einer massiven Bilanzverlängerung nieder, was auch
die Bedeutung der Währungsreserven verändert. Daraus entfalten sich
Auswirkungen auf die Anlagepolitik der SNB.
Da die Geldpolitik
Vorrang hat, hat sich die Anlagepolitik den Erfordernissen der Geldpolitik zu
fügen. Derzeit steht die Bewirtschaftung der Währungsreserven im Zeichen der
Durchsetzung des Mindestkurses. Die Aufgabe besteht laut Jordan darin, einen
grossen Bestand an Devisen liquid, sicher und ertragsbringend
zu diversifizieren.
Vor diesem Hintergrund taucht
in konservativen Kreisen immer wieder die Idee auf, einen Staatsfonds (sovereign wealth fund, SWF)
einzurichten, um die Währungsreserven der SNB besser zu bewirtschaften.
Jordan erhält der
Gründung eines SWF aus folgenden Gründen eine Absage:
(1) Der Anlagebedarf der
SNB wird von der Geldpolitik vorgegeben und damit durch Geldschöpfung
finanziert. Die Situation der Schweiz unterscheidet sich fundamental von
derjenigen Ländern mit Staatsfonds, die mit Überschüssen aus Einnahmen von
Rohstoffexporten (siehe z.B. Norwegen) gespeist werden.
Grösse und
Zusammensetzung der SNB sind heute direkter Ausdruck der Geldpolitik, wie
Jordan unterstreicht. Die Schweizer Notenbanker wollen daher die
Zusammensetzung der Bilanz flexibel bestimmen und, wenn die Geldpolitik es
verlangt, sich jederzeit von Aktiven auch trennen können, was gegen einen sehr
langen Anlagehorizont spricht.
Die SNB will m.a.W. die
Flexibilität im Hinblick auf die Erreichung ihres Auftrags möglichst gross
halten. Denn niemand weiss, welche Massnahmen morgen nötig sind, um den
SNB-Auftrag zu erfüllen. Mit einem Staatsfonds würde aber die
Handlungsfähigkeit der SNB über Bilanzrestriktionen beschnitten, betont Jordan.
(2) Die Verfechter der
Idee von Staatsfonds erwecken unrealistisch hohe Erwartungen. Der Staatsfonds bringt für
die Geldpolitik keine Erleichterung. Der Mindestkurs lässt sich damit nicht
einfacher durchsetzen. Und das Wechselkursrisiko verschwindet auch nicht auf
diese Weise.
(3) Die SNB ist laut
Jordan gemessen am Anlagebedarf unter Investoren ein „Elefant“. Wenn die SNB
auch nur einen Zwanzigstel ihres Portfolios umschichten wollte, wären es
derzeit mehr als 20 Mrd. CHF. Solche Beträge können nur wenige Märkte ausserhalb
des bisherigen Anlageuniversums der SNB innert kurzer Frist störungsfrei
aufnehmen. Ein Staatsfonds könnte somit nicht von heute auf morgen substanzielle Beträge
ausserhalb des SNB-Anlageuniversums diversifizieren, erklärt Jordan.
(4) Die Befürworter der
Idee von SWF hegen die Hoffnung, dass die Schweiz sich an grossen ausländischen
Unternehmen oder an Infrastrukturprojekten beteiligen und sich eine stärkere
Position gegenüber anderen Ländern verschaffen.
Jordan hält strategische
Beteiligungen an ausländischen Unternehmen für eine kleine offene
Volkswirtschaft wie die Schweiz selbst für problematisch, weil damit die Gefahr
einer Verpolitisierung der Geldpolitik einher ginge, spätestens dann, wenn das
Unternehmen in Konkurrenz zu Schweizer Unternehmen stünde oder Entlassungen in
der Schweiz oder in seinem Heimatland vornähme. Das Stichwort lautet daher:
Interessenkonflikte. Die Glaubwürdigkeit der SNB würde tangiert und der
geldpolitische Handlungsspielraum würde eingeschränkt.
(5) Ertrag ist zwar auch
für die Anlagepolitik der SNB ein wichtiges Kriterium, aber nicht das einzige.
Der geldpolitische Auftrag hat Vorrang. Das Nationalbankgesetz trägt der SNB
kein Renditeziel auf. Die SNB ist nicht verpflichtet, jährliche Ausschüttungen
in einer vorbestimmten Höhe vorzunehmen.
Fazit: Ein Staatsfonds ist für die Aktiven der SNB ist abzulehnen.
1 Kommentar:
Die SNB wäre auch nicht die richtige Institution um einen Staatsfond zu leiten. Trotzdem mag ich die Idee, GERADE wegen der Verpolitisierung!
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