Die
Ersparnisse des amerikanischen Privatsektors belaufen sich mittlerweile auf 8% der Wirtschaftsleistung (BIP),
bemerkt Richard Koo in einem
lesenswerten Artikel („Explain the
disease to help US citizens“) in FT.
Während
die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze (zero
lower bound) liegen, wäre zu erwarten gewesen, dass die privaten Haushalte
und Unternehmen Geld in die Hand nehmen und ausgeben bzw. investieren. Das ist
aber nicht der Fall.
Auch
in anderen Ländern sind die Ersparnisse im Sog der Bilanz-Rezession
ungewöhnlich hoch. In Irland und Japan beträgt die Quote 9% des BIP. In Spanien 7%
und in Grossbritannien 5%.
Das
ist das Ergebnis des Platzens der mit übermässig Fremdkapital finanzierten Spekulationsblase
am Immobilienmarkt.Was übrig bleibt, ist der Privatsektor mit einem immensen
Überhang an Schulden. Wenn aber der eine drastisch spart oder Schulden
zurückzahlt, müsste der andere sich verschulden und investieren, damit die
Wirtschaft nicht ins Stocken gerät. Es ist i.d.R. die Rolle der Zinssätze,
dafür zu sorgen, dass die Ersparnisse (als Kredit) aufgenommen und weiter
verwendet werden. Das ist der sog. Link zwischen Sparen und Investieren.
Wenn
aber der private Sektor als Ganzes spart oder Schulden zurückzahlt, auch wenn
die Nominalzinsen auf Null liegen, können Banken keine Darlehen verleihen, hebt
Koo hervor. Das bedeutet wiederum, dass die Wirtschaft weiterhin einen Verlust
der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage erleidet, was gleichwertig ist wie die
Höhe der gesamten Ersparnisse.
In Japan kein Anstieg der Bankkredite trotz lockerer Kreditbedingungen, Graph: Richard Koo, Nomura Research Institute, Oct. 23, 2012
Auch
wenn es richtig ist, Bilanzen zu flicken, führt es in der Wirtschaft, wenn alle
es gleichzeitig tun, zu einer deflationären Spirale. Die deflationäre Spirale hat die USA zwischen 1929 und 1933 46% des BIP gekostet, betont der
Chef-Ökonom des Nomura Research Institute,
Tokio.
Diejenigen Wirtschaftsakteure mit Überhang an Schulden werden die Kreditaufnahme nicht
erhöhen. Und viele Kreditgeber werden nicht mehr Kredit verleihen, weil sie
selbst in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Die Verlagerung „von
Gewinn-Maximierung zu Schulden-Minimierung“ legt laut Koo nahe, warum die Null-Zins-Politik in den USA und der EU seit 2008 und in
Japan seit 1995 gescheitert ist, die erwartete Erholung der Wirtschaft
herbeizuführen.
Während
die Geldpolitik weitgehend nicht wirksam ist und der Privatsektor gezwungen
wird, die Bilanz zu bereinigen, ist die einzige Möglichkeit, die deflationäre
Spirale zu unterbinden, dass die öffentliche Hand Kredit aufnimmt und die
Ersparnisse des Privatsektors verwendet, legt Koo weiter dar.
Fazit: Es ist jedoch für den Bürger im
Durchschnitt schwer, zu verstehen, warum der Staat den Haushalt nicht
ausgleichen soll, wenn die privaten Haushalte und Unternehmen es tun. Es ist
daher für die Politiker riskant, klar darzulegen, dass die Wirtschaft
zusammenbricht, wenn alle sparen und niemand Kredit aufnimmt. Die
Haushaltskonsolidierung sollte daher nur dann erfolgen, wenn der Privatsektor
seine Bilanzen repariert hat und wieder in den Modus Gewinnmaximierung übergeht,
fasst Koo zusammen.
1 Kommentar:
guter Beitrag! in Europa scheint man diese Systematik noch nicht zu verstehen, daher führt das gleichzeitig Sparen in die Rezession. Dadurch gerät das ganz Europrojekt in Misskredit, was bisher eigentlich garnicht so schlecht gelaufen war:
http://makrointelligenz.blogspot.de/2012/10/war-die-einfuhrung-des-euro-ein-fehler.html
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