Niemand
streitet es ab: Hätte Griechenland eine eigene Währung gehabt, hätte es eine
massive Abwertung erfahren. Damit würde die Nachfrage nach Gütern im Inland
erhöht und die Last der harschen Austerität etwas abgemildert. Der schmerzhafte
und lang anhaltende Weg über internal devaluation („interne
Abwertung“) wäre erspart gewesen.
Es
gibt auf der anderen Seite eine bemerkenswerte Mischung aus Gegensatz und
Ähnlichkeit zwischen den politischen Debatten in Grossbritannien und den
Vereinigten Staaten. Wie Paul Krugman
in seinem Blog darauf aufmerksam macht, verfügt jedes Land über seine eigene
Währung und die Verschuldung beläuft sich auch auf die nationale Währung. Die
Zinsen liegen in der Nähe von Rekordtief.
Die
Very Serious People (VSP) erzählen jedoch sehr
unterschiedliche Geschichten. In den USA sind die Finanzierungskosten des
Staates angeblich trotz des hohen Haushaltsdefizits niedrig, weshalb die
Empfehlungen von Bowles-Simpson sofort umgesetzt werden müssen, weil sonst die Bond Vigilantes angreifen. Ja, dieses
mal werde es tatsächlich zu einer Attacke kommen.
In
Grossbritannien hingegen lautet die offizielle Lesart, dass die Zinsen niedrig
sind, weil die Austeritätspolitik funktioniert. Wenn aber gut informierte Menschen darauf
hinweisen, dass die kurzfristigen Zinsen deswegen niedrig sind, weil die
Investoren eine schwache Wirtschaft in Zukunft erwarten, reagieren die VSP
verärgert und beleidigend.
Zinsen
im Vergleich: Die USA und Grossbritannien, Graph: Prof. Paul Krugman
Es
ist aus Sicht von Krugman sehr schwer, mit einem Grund aufzukommen, warum die
USA oder Grossbritannien Zahlungsunfähigkeit melden müsten, da sie ja einfach
Geld drucken könnten, wenn sie Bargeld benötigen. Und im Angesicht des
fehlenden Ausfallrisikos (default risk)
müssten die langfristigen Zinsen mehr oder weniger dem Durchschnitt der
erwarteten künftigen kurzfristigen Zinsen entsprechen. Nicht genau, wegen des Laufzeitrisikos
(maturity risk), aber es ist ein
ziemlich kleines Detail.
Wenn
man also damit rechnet, dass die amerikanische und die britische Wirtschaft für
eine lange Zeit angeschlagen bleiben, während die Zentralbank die niedrigen
Zinsen beibehält, werden auch die langfristigen Zinsen niedrig verlaufen. Ende
der Geschichte.
Würde
aber das Gelddrucken (money printing)
keine Inflation auslösen? Nicht, solange die Wirtschaft depressiv bleibt,
erklärt Krugman. Haushaltsdefizite können
dazu führen, dass die Menschen eine höhere Inflation in Zukunft erwarten,
sobald die Rezession zu Ende geht. Das wäre keine schlechte Sache für die Wirtschaft
auf kurze Sicht, weil es die Menschen veranlassen würde, nicht mehr auf Cash zu
sitzen. Und der Wechselkurs würde sich abschwächen, was die
Wettbewerbsfähigkeit der Export-Wirtschaft erhöhen würde.
Fazit: Das ganze Argument im Hinblick auf
die „Glaubwürdigkeit“ ist inkohärent.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen