Mittwoch, 28. November 2012

Die neue D-Mark wäre keine heile Welt


Die Idee, dass Deutschland zur D-Mark zurückkehren könnte, wenn Südeuropa aus der EWU nicht austrete, ist in konservativen Kreisen ziemlich populär. Wer aber heute glaubt, dass die Rückkehr zur D-Mark wieder in eine heile Welt führe, dürfte bitter enttäuscht werden, schreibt Peter Bofinger in seinem lesenswerten neuen Buch („Zurück zur D-Mark?“).

Denn es erginge Deutschland wahrscheinlich wie Japan. Die neue D-Mark würde zum Club der stabilen Währungen gehören, die grundsätzlich eine Aufwertungstendenz aufweisen.

Die Bundesbank würde als Verfechterin von Hard-Money Politik sehr lange warten, zu intervenieren, um die Aufwertung der neuen D-Mark zu stoppen. Warum? Weil es in die von Marktglaubwürdigkeit geprägte Welt der Bundesbank einfacht nicht passt, wenn eine staatliche Institution in Marktmechanismen eingreift, beschreibt der an der Universität Würzburg lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die kräftige Aufwertung der wiedereingeführten D-Mark würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft „gravierend beeinträchtigen“, sodass renommierte Ökonomen wie z.B. Hans-Werner Sinn auf den Plan treten würden, massive Lohnsenkungen zu fordern.

Sinkende Löhne würden den Weg in die Deflation einleiten, was wiederum die Schuldenstandsquote Deutschlands nach oben treiben würde, selbst wenn der deutsche Staat keine neuen Schulden mehr aufnähme, erläutert der deutsche Wirtschaftsweise. Bofinger ist seit 2004 im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung tätig.

Auf jede Lohnzurückführung würde wie im Fall von Japan eine neue Aufwertungswelle folgen. Irgendwann müsste sich die Bundesbank aber zu aktiven Interventionen durchdringen. Und dies kann zu sehr hohen Devisenbeständen führen, wie die Erfahrungen Chinas, Japans und der Schweiz zeigen. Die Summe würde sich Bofingers Schätzungen nach (angelehnt an die angehäuften Devisenreserven der SNB) auf rund 1‘700 Mrd. Euro belaufen.

Wenn man für eine Rückkehr zur D-Mark plädiert, weil man nicht länger für andere Länder (Südeuropa!) haften will, sollte man sich die Erfahrungen von China, Japan und der Schweiz genau ansehen, hält Bofinger fest. Die genannten Länder haften uneingeschränkt für die von ihnen erworbenen Staatsanleihen der USA, ohne dass sie auf die Wirtschaftspolitik des Schuldnerlandes einwirken können.

Bofinger bringt ferner Verständnis zum Ausdruck, dass die SNB am 6. September 2011 die „Notbremse gezogen“ und eine Kursuntergrenze von 1,20 Franken pro Euro angekündigt hat. Die Kursuntergrenze ist immer noch sehr ungünstig für die schweizerische Wirtschaft, zumal der Wechselkurs zwischen den Jahren 1999 und 2009 im Durchschnitt bei 1,55 Franken lag.

Fazit: Die stark wachsenden Leistungsbilanzdefizite innerhalb des Euro-Raums hätten laut Bofinger ohne den Euro in den Jahren 2007 und 2008 mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer deutlichen Aufwertung der D-Mark geführt. Und dann wäre die ganze Lohnzurückhaltung umsonst gewesen.

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