Die
Idee, dass Deutschland zur D-Mark zurückkehren könnte, wenn Südeuropa aus der
EWU nicht austrete, ist in konservativen Kreisen ziemlich populär. Wer aber heute
glaubt, dass die Rückkehr zur D-Mark wieder in eine heile Welt führe, dürfte
bitter enttäuscht werden, schreibt Peter
Bofinger in seinem lesenswerten neuen Buch („Zurück zur D-Mark?“).
Denn
es erginge Deutschland wahrscheinlich wie Japan. Die neue D-Mark würde zum Club
der stabilen Währungen gehören, die grundsätzlich eine Aufwertungstendenz
aufweisen.
Die
Bundesbank würde als Verfechterin von Hard-Money
Politik sehr lange warten, zu intervenieren, um die Aufwertung der neuen D-Mark
zu stoppen. Warum? Weil es in die von Marktglaubwürdigkeit geprägte Welt der
Bundesbank einfacht nicht passt, wenn eine staatliche Institution in
Marktmechanismen eingreift, beschreibt der an der Universität Würzburg lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die
kräftige Aufwertung der wiedereingeführten D-Mark würde die
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft „gravierend beeinträchtigen“,
sodass renommierte Ökonomen wie z.B. Hans-Werner Sinn auf den Plan treten
würden, massive Lohnsenkungen zu fordern.
Sinkende
Löhne würden den Weg in die Deflation
einleiten, was wiederum die Schuldenstandsquote Deutschlands nach oben treiben
würde, selbst wenn der deutsche Staat keine neuen Schulden mehr aufnähme, erläutert
der deutsche Wirtschaftsweise. Bofinger ist seit 2004 im Sachverständigenrat
der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
tätig.
Auf
jede Lohnzurückführung würde wie im Fall von Japan eine neue Aufwertungswelle folgen. Irgendwann müsste sich die
Bundesbank aber zu aktiven Interventionen durchdringen. Und dies kann zu sehr
hohen Devisenbeständen führen, wie die Erfahrungen Chinas, Japans und der Schweiz zeigen. Die Summe würde sich
Bofingers Schätzungen nach (angelehnt an die angehäuften Devisenreserven der SNB) auf rund 1‘700 Mrd. Euro belaufen.
Wenn
man für eine Rückkehr zur D-Mark plädiert, weil man nicht länger für andere
Länder (Südeuropa!) haften will, sollte man sich die Erfahrungen von China,
Japan und der Schweiz genau ansehen, hält Bofinger fest. Die genannten Länder
haften uneingeschränkt für die von ihnen erworbenen Staatsanleihen der USA,
ohne dass sie auf die Wirtschaftspolitik des Schuldnerlandes einwirken können.
Bofinger
bringt ferner Verständnis zum Ausdruck, dass die SNB am 6. September 2011 die „Notbremse gezogen“ und eine Kursuntergrenze von 1,20 Franken pro Euro angekündigt hat. Die Kursuntergrenze
ist immer noch sehr ungünstig für die schweizerische Wirtschaft, zumal der
Wechselkurs zwischen den Jahren 1999 und 2009 im Durchschnitt bei 1,55 Franken
lag.
Fazit: Die stark wachsenden
Leistungsbilanzdefizite innerhalb des Euro-Raums hätten laut Bofinger ohne den
Euro in den Jahren 2007 und 2008 mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer
deutlichen Aufwertung der D-Mark geführt. Und dann wäre die ganze Lohnzurückhaltung
umsonst gewesen.
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