Montag, 19. November 2012

Geldpolitik in der Finanzkrise


Die Zentralbanken haben nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Herbst 2008 die kurzfristigen Zinssätze gesenkt, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die sich abzeichnende Rezession zu mildern. Die Zinssenkungen dienten weiter dazu, Deflationserwartungen entgegenzuwirken und eine negative Preisspirale zu verhindern.

Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat am vergangenen Freitag in einem Referat („Monetary policy in the financial criss – Measures, effects, risks“) in Zürich die Wirkungen und Risiken der verschiedenen konventionellen und unkonventionellen Massnahmen in den letzten Jahren zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise diskutiert.

Die konventionelle Geldpolitik bedeutet die Steuerung der Wirtschaft über die kurzfristigen Zinssätze. Liegen die kurzfristigen nominalen Zinssätze nahe bei Null, gibt es Instrumente, die weiterhin eingesetzt werden können. Während die Fed und die Bank of England (BoE) mit dem Einsatz von unkonventionellen Massnahmen darauf abzielten, den Expansionsgrad der Geldpolitik zu erhöhen, hatte die SNB laut Jordan eine andere Motivation. 

Die SNB tritt einer unangemessenen Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen aufgrund der Frankenstärke entgegen, was ihren Ursprung in internationalen Entwicklungen hat.

Jordan erklärt, dass die unkonventionellen Massnahmen hauptsächlich eine der drei Formen annehmen: (1) forward guidance: die Ankündigung, die kurzfristigen Zinsen für eine bestimmte Periode tief zu belassen, (2) quantitative easing (QE): die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik, und (3) die Devisenmarktinterventionen.

Die von der SNB im August 2011 abgeschlossenen umfangreichen Repo-Geschäfte und Devisen-Swaps können als QE betrachtet werden.
Eine Alternative zu QE sind Interventionen am Devisenmarkt. Neben der SNB hat in den letzten Jahren z.B. Japan zu diesem Instrument gegriffen, legt Jordan dar. Es ist von Vorteil, zu erwähnen, dass die SNB zwischen den früheren 1980er Jahren und 2009 nur ganz selten am Devisenmarkt interveniert hat.

Nachdem die Lage sich im Sommer 2011 zuspitzte, hat die SNB erneut handeln müssen. Die SNB hatte im Juni 2010 die Devisenkäufe eingestellt, da sich konjunkturelle Erholung andeutete. Im September 2011 hat die SNB einen Mindestskurs gegenüber dem Euro festgelegt. Seither lässt die SNB keinen Zweifel offen, dass sie gewillt ist, diesen Mindestkurs wenn nötig mit unbeschränkten Devisenkäufen durchzusetzen.

Die SNB reagierte mit der Festlegung des Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro auf die extreme Aufwertung des Frankens, hebt Jordan hervor. Die SNB bezweckt mit dem Mindestkurs nicht etwa eine konjunkturelle Feinsteuerung: „Vielmehr wird dem Markt in einer Phase grosser Verunsicherung eine Leitplanke gegeben. Dies soll verhindern, dass der Schweizer Wirtschaft durch eine massive und möglicherweise lang andauernde Überbewertung des Frankens schwerer Schaden entsteht“. 

Der Franken ist laut SNB weiterhin hoch bewertet.

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