Dies
sind schwierige Zeiten für die Defizit-Schimpfer, die die politische Debatte
seit fast drei Jahren beherrschen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Fighting Fiscal Phantoms“) am Montag in NYTimes.
Man
könnte mit ihnen fast Mitleid haben, wenn sie vom anhaltenden Problem der unzureichenden
Erholung der Wirtschaft die Aufmerksamkeit nicht ablenken und damit dazu
beitragen würden, die katastrophal hohe Arbeitslosigkeit zu verewigen, erklärt
der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Was
hat sich geändert? Zum einen, dass die Krise, die vorausgesagt wurde, nicht
geschieht. Die Investoren flüchten aus den US-Staatsanleihen nicht. Ganz im
Gegenteil: Da die Investoren immer noch US-Staatspapiere suchen, fallen die
Renditen auf historische Tiefs. Darüber hinaus liegt die unmittelbare Gefahr für die
US-Wirtschaft nicht darin, dass es nicht gelingt, das Haushaltsdefizit schnell
abzubauen, sondern, dass das Defizit viel zu viel verringert wird, hält Krugman
fest.
Im
Angesicht dieser Realitäten hat die Bewegung der Defizit-Schimpfer ihre
Schlagkraft verloren. Aber die Defizit-Schimpfer geben nicht auf. Nun rührt
eine weitere Organisation (Fix the Debt) die Werbetrommel für die Kürzung von Social Security und Medicare
(der staatliche Gesundheitsdienst für Rentner), auch wenn niedrigere
Steuersätze ein „Grundsatz“ bleibt.
Der letzte Teil macht keinen Sinn, wenn man
auf die grossen Unternehmen schaut, von Goldman Sachs bis United Health Care, welche alle an den Anstrengungen
beteiligt sind und von Steuersenkungen profitieren würden. Opfer bringen ist
wohl für die kleinen Leute, bemerkt Krugman ironisch.
Soll
man den neuesten Druck ernst nehmen? Nein. Soweit Krugman beurteilen kann, betrifft
jeder Fall, von dem die Gefahren der Verschuldung geschildert werden, entweder
ein Land wie Griechenland, welches nicht über eine eigene Währung verfügt, oder
ein Land wie die asiatischen Volkswirtschaften in den 1990er Jahren, die sich in
Fremdwährung hoch verschuldet hatten.
Länder mit Schulden in der eigenen
Währung, wie z.B. Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg haben manchmal einen grossen
Vertrauensverlust erlitten, aber nicht vergleichbar mit einer von Schulden induzierten
Rezession, wie heute erzählt wird.
Wenn
man eine Minute innehält, und überlegt, was hier vorgeht, stellt man fest, dass
die Defizit-Schimpfer Washington mit Warnungen vor einer unmittelbar
bevorstehenden Krise in Geiselhaft halten, auch wenn Investoren, die
weiterhin US-Staatsanleihen kaufen, offenbar denken, dass eine solche Krise
nicht stattfindet.
Wirtschaftliche Analyse besagt, dass eine solche Krise nicht
passieren kann und die historische Erfahrung zeigt keine Beispiele von
Ähnlichkeit im Hinblick auf die aktuelle Situation in Amerika, wo eine solche
Krise tatsächlich passiert sein soll.
Es ist daher laut Krugman Zeit
für Washington, sich Gedanken über diese dunkle Bedrohung (phantom menace) zu machen und nicht mehr hinzuhören, was diese
Leute für schreckliche Geschichten verbreiten, um den eigenen Willen
durchzusetzen.
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