Wenn
Präsident Obama wiedergewählt wird, wird die Gesundheitsversorgung drastisch
erweitert, die Steuern für die Reichen erhöht und Wall Street mit einer
härteren Regulierung konfrontiert. Wenn Mitt Romney die Wahl gewinnt, wird die
Gesundheitsversorgung erheblich eingeschränkt, die Steuern für die Reichen auf
ein Niveau gesenkt, welches in 80 Jahren nicht erlebt wurde und die Regulierung
der Finanzmärkte zurückgefahren, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Blackmail Caucus“) in NYTimes am Freitag.
Angesichts
der Klarheit dieses Unterschieds dürfte man erwarten, dass Menschen auf beiden
Seiten der politischen Spaltung die Wähler anhalten würden, die Stimmzettel auf
dieser Grundlage einzuwerfen. Es gab aber zuletzt eine wachsende Zahl von
Romney-Anhängern, die ein ganz anderes Argument präsentieren: „Wählen Sie Romney,
weil, wenn er verliert, die Republikaner die Wirtschaft zerstören werden“.
Na
gut, es ist nicht ganz so, fährt Krugman weiter. Das Argument wird aber im
Hinblick auf „partisan gridlock“ (ein
Stillstand, eine festgefahrene Situation im parteipolitischen Umfeld) formuliert,
als ob beide Parteien gleichermassen extrem wären. Aber sie sind es nicht. Das
ist in Wirklichkeit alles, was die Besänftigung der harten Männer der
Republikanischen Partei betrifft.
Der
Ausgangspunkt für viele „wähle Romney
oder sonst“-Aussagen ist die Vorstellung, dass ein wiedergewählter Präsident Obama
nicht in der Lage wäre, in seiner zweiten Amtszeit etwas zustande zu bringen,
schildert Krugman. Was die Argumentation ausschliesst, ist die Tatsache, dass
Obama bereits eine Menge geleistet hat, in Form von Gesundheitsreform und
Finanzreform: Reformen, die in die Tat umgesetzt würden, wenn er wiedergewählt
würde.
Man
braucht sich also keine Sorgen um die Fähigkeit eines wiedergewählten Obama zu
machen. Auf der anderen Seite ist es vernünftig, zu befürchten, dass die
Republikaner ihr Bestes tun, um Amerika in der zweiten Amtszeit von Obama
unregierbar zu machen. Immerhin tun sie es bereits seit dem Amtsantritt von
Obama, unterstreicht Krugman mit Nachdruck.
Würde
ein demokratisch kontrollierter Senat einen ebenso extremen Widerstand gegen
Präsident Romney leisten? Nein. Ja, es gibt den Fall, dass „partisan gridlock“ weniger Schaden
anrichten würde, wenn Romney die Wahl gewänne.
Krugman
hofft, dass die USA mittlerweile nicht zu einem Land werden, wo das politische Argument
im Mittelpunkt steht: „Ein schönes Land haben Sie hier. Es wäre schade, wenn dem
etwas widerfahren würde“. Man soll Romney wählen, wenn man denkt, dass Romney
die bessere Politik bietet. Aber zu Gunsten von Romney zu argumentieren, gestützt
darauf, dass dieser alles erledigen könnte, bedeutet fast eine gefährliche
Abbiegung danach, eine Politik der Schutzgelderpressung zu akzeptieren, was im
amerikanischen Leben keinen Platz hat, fasst Krugman zusammen.
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