Japans
Wirtschaft ist im dritten Quartal geschrumpft. Das BIP ist zwischen Juli und
September auf das Jahr hochgerechnet um 3,5% gesunken. Eins ist sicher, dass
die global schwache Nachfrage auf Japans Exportgeschäft lastet. Aber auch ein hoher Yen macht der japanischen
Exportwirtschaft zu schaffen.
Warum
ist aber der Yen so stark? Die eine Antwort ist,
dass viele Investoren Carry-Trades auflösen. Das heisst, dass die Kredite in
Yen im Sog der weltweiten Finanzkrise zurückgezahlt werden. Eine weitere,
wesentliche Antwort ist aber, dass es mit der „Kollision der Deflation mit der
Null-Grenze“ (zero lower bound) zu
tun hat, wie Paul Krugman in seinem Blog beschreibt. Aus dieser Konstellation ergibt sich ein hoher
Realzins, höher als in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften.
Würden
Anleger das Vertrauen in die japanische Politik verlieren, die wirtschaftlichen
Probleme des Landes in den Griff zu bekommen, wäre es eigentlich gar keine
schlechte Sache für Japan. Das heisst, dass der Vertrauensverlust in japanische
Staatsanleihen, sei es aus Angst, dass eine Zahlungsunfähigkeit droht, oder ein
heftiger Anstieg der Inflation bevorsteht, ein Segen für Japan wäre. Denn der Yen würde abwerten und die japanische
Exportwirtschaft würde davon profitieren.
Vor
dem Hintergrund der globalen Turbulenzen an den Finanzmärkten geniesst der Yen
heute den Status eines sicheren Hafens, nach wie vor, obwohl das Land sehr hohe
Schulden hat. Im Gegensatz zu den Ländern im Euro-Raum verfügt Japan aber über
eigene Währung.
Japan
hat zudem eine tief eingebettete Deflation,
während die Inflationserwartungen in den USA und in der Euro-Zone leicht
positiv sind. Deflation-Erwartungen drücken die Zinsen nach unten. Die
kurzfristigen Zinsen können aber nicht unter Null sinken. Die langfristigen
Zinsen bleiben irgendwie über Null, weil die Zinsen am kurzen Ende nur steigen,
aber nicht weiter fallen können.
Inflationserwartungen
belaufen sich in Japan auf rund 2% weniger als in anderen Ländern mit dem
Status des sicheren Hafens. Die langfristigen Zinsen sind aber in Japan um rund
1% niedriger, sodass Japan ein Land mit einem hohen Realzins ist. Und dies treibt den Yen-Kurs hoch. Das ist
natürlich eine schlechte Sache für Japan, weil das Land mehr Ausfuhren
benötigt. Der hohe Yen aber verhindert die Wiederbelebung der Exporte. Das ist eine
Deflationsfalle, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden kann.
Deshalb hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Mindestkurs des Frankens gegenüber dem Euro fest.
Bemerkung: Japan hat genau wie die USA nicht
viele Schulden in ausländischer Währung, praktisch alles in Landeswährung,
weshalb ein Vertrauensverlust durch ausländische Investoren in japanische Bonds
der japanischen Wirtschaft zu Gute käme. Für die theoretische Analyse bitte in
diesem Blog hier nachlesen.
PS: Es gibt aber auch Länder, die über
eine eigene Währung verfügen, aber viele Schulden in ausländischen Währungen
haben, wo die Abwertung kontraktiv erfolgt, nicht expansiv wie im japanischen
Fall. Zum Beispiel in Ungarn, wo die Bürger des Landes sich massiv in Schweizer
Franken verschuldet haben, um in Immobilien im eigenen Land zu investieren. Es
gibt also einen wichtigen Unterschied, ob ein Land sich im Wesentlichen in
einer Fremdwährung oder in der eigenen Landeswährung verschuldet hat.
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