Die
Bilanzsumme der SNB hat sich seit
dem Ausbruch der globalen Finanzkrise vervierfacht (z.Z. ca. 500 Mrd. CHF),
wobei die Fremdwährungsreserven mittlerweile
rund 70% des BIP ausmachen. Es
handelt sich dabei aber keineswegs um ein einzigartiges Phänomen. Denn andere
Zentralbanken haben auch ihre Bilanzsumme im Sog der Krise erheblich ausgeweitet.
Dennoch ist das Wachstum der Devisenreserven der SNB in aller Munde. Damit verbinden
die Kritiker v.a. den Vorwurf der Währungsmanipulation an die Schweiz. Manche
schrecken sogar nicht davor zurück, von einem „Währungskrieg“ zu sprechen.
Vor
diesem Hintergrund hat Fritz Zurbrügg
gestern in einem interessanten Referat in Genf die Frage des Anstiegs der Devisenreserven und die damit
verbundenen Herausforderungen aus Sicht der SNB erläutert.
Es
gilt zunächst, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Geldpolitik der SNB für den sehr
raschen Anstieg der Fremdwährungsreserven verantwortlich ist, nicht irgendwelche
Investitionsentscheidungen hebt Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen
Nationalbank hervor. Und die Geldpolitik war darauf ausgerichtet, eine
übermässige Aufwertung des Franken zu unterbinden und deflationäre Tendenzen
einzudämmen. In diesem Zusammenhang wurde dann am 6. September 2011 ein
Mindestkurs von CHF 1,20 pro Euro eingeführt.
Die
Rolle der Devisenreserven hat sich laut Zurbrügg seit Beginn der Finanzkrise
geändert. Bis 2008 war das Ziel der Fremdwährungsreserven, sicherzustellen,
dass die SNB ihre Geldpolitik ungehindert und zu allen Zeiten umsetzen konnte.
Zu diesem Zeitpunkt waren Intervention am Devisenmarkt praktisch nicht
vorhanden und die Diskussion konzentrierte sich darauf, ob man Währungsreserven
hält oder nicht.
Assets of
the SNB, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB,
Nov 8, 2012
Heute
ist diese Frage angesichts der Höhe der Devisenreserven weniger relevant. Die
SNB muss ihre Geldpolitik auf die Verwaltung von Devisenreserven abstimmen, um
die grossen Beträge seit 2008 mitzuberücksichtigen. Zu diesem Zweck hat die SNB
(*) die eigenen Instruktionen in Bezug auf Investitionen angepasst. Die
Prinzipien im Hinblick auf die Bewirtschaftung der Devisen sehen wie folgt aus:
(1) Primat
der Geldpolitik über die Fremdwährungsreserven
Bemerkung:
Die SNB investiert zwar in Aktien, aber nicht in Schweizer Aktien.
(2) Kriterien:
Sicherheit, Liquidität und Ertrag
(3) Aus Investitionen der SNB dürfen keine verzerrenden Auswirkungen auf die Märkte
gehen.
Foreign
exchange reserves by asset class, Graph:
Fritz Zurbrügg, SNB, Nov 8, 2012
Es
ist wichtig, zu beachten, dass die SNB Währungsrisiken nicht absichern (hedging) kann, ohne die Auswirkungen der
Geldpolitik zu neutralisieren. Deshalb bedeutet jede Hedging-Massnahme in der Tat einen Kauf von Schweizer Franken gegen
andere Währungen. Das wichtigste Instrument im Hinblick auf die Verwaltung der
Wechselkursrisiken ist daher die optimale
Diversifikation. Die SNB analysiert und überwacht deswegen aktiv neue
Anlageklassen und Währungen sowohl in den fortgeschrittenen als auch in den
sich entwickelnden Volkswirtschaften, um die Risikokonzentration im Lauf der
Zeit zu verringern.
Wachstum
der Devisenreserven und die damit verbundenen Herausforderungen, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB, Nov 8, 2012
Die
meisten Reserven werden in Anleihen
(bonds) investiert oder bei anderen
Zentralbanken geparkt. Dies entspricht rund 88% der Investitionen. Der Anteil der Aktien beläuft sich zur Zeit auf 12%, was dem höchsten Stand seit 2004 entspricht. Die Aktien werden
jedoch vollkommen passiv verwaltet.
Die
SNB investiert neben (a) Bonds und (b) Aktien (c) auch in Derivate (futures und interest rate swaps). Wie bereits erwähnt, ist die Diversifizierung
der einzige Weg für die SNB, die Auswirkungen von Devisen-Schwankungen zu
mindern. Absicherung würde Verdünnung der Wirksamkeit der Geldpolitik bedeuten,
weil sie die Auswirkungen der Geldpolitik auf den Franken-Wechselkurs effektiv
neutralisieren würde.
Der
Euro ist die wichtigste Anlagewährung
der SNB. Der Anteil der Gemeinschaftswährung schwankt zwischen 45% und 65%. Die Schwankungen kommen zustande, weil es Zeit in Anspruch
nimmt, wenn die SNB infolge des Zustroms von neuen Devisenreserven das
Portfolio umschichtet.
Growth of
SNB’s balance sheet, Graph: Fritz
Zurbrügg, SNB, Nov 8, 2012
(*)
Im Gegensatz zu vielen
anderen Zentralbanken veröffentlicht die SNB jedes Quartal die Daten über den
Verlauf der Fremdwährungsreserven.
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