TBTF („too big to fail“) ist eine Fehlbezeichnung. Der Ausdruck erweckt
den Eindruck, als ob die TBTF-Banken nicht scheitern können. Nichts könnte von
der Wahrheit weiter sein, bemerken Richard
Fisher und Harvey Rosenblum in
einem lesenswerten Artikel („How Huge
Banks Theraten the Economy“) in WSJ.
Die
Finanzunternehmen, die ein Drittel der Vermögenswerte des US-Banking-Systems
halten, sind 2008-2009 tatsächlich gescheitert. Die TBTF-Banken haben nur dank
ausserordentlichen Staatshilfen überlebt. Die Finanzunternehmen waren quasi-verstaatlicht.
Heute heisst es im alltäglichen Sprachgebrauch gerettet (d.h. „bailed-out“).
Wie
ein Konkurs ist eine Rettungsaktion ein Scheitern, nur mit einem anderen
Etikett, heben Fisher und Rosenblum hervor. Gläubiger werden übers Ohr gehauen
und das Management trägt einige Konsequenzen für die Fehleinschätzungen. Der
grosse Unterschied ist, dass in einer Rettung durch die öffentliche Hand die
Steuerzahler, nicht der Privatsektor Finanzierung via Massedarlehen (debtor-in-possession
financing) bereitstellt. Dies verkehrt die Grundprinzipien, auf denen das
System der Marktwirtschaft arbeiten soll, betonen die Autoren.
Wenn
ein paar kleine, geographisch verstreute Banken in Schwierigkeiten geraten,
gibt es begrenzte Auswirkungen auf die Makroökonomie. Aber wenn eine Handvoll
Banken, mit national-geographischer Präsenz, in Schwierigkeiten kommen, während
sie mehr als die Hälfte der Vermögenswerte im Banken-System halten, dann stürzt
die Wirtschaft ab.
Erhöhte
Konzentration verstärkt die Auswirkung der notleidenden Banken auf die
Wirtschaft drastisch und mindert die Wirksamkeit der Geldpolitik, um die
Wirtschaft zu stützen.
Genauso
wie die TBTF-Banken im Epizentrum der Entstehung und der Verteilung von unangebrachten mit
Hypothekenschulden verpackten Finanzprodukten standen, tragen sie heute dazu
bei, die Wirkungen der akkommodierenden Geldpolitik durch die US-Notenbank zu
verringern.
Fazit: Der Ausdruck „too big to fail“ (auf Deutsch: „zu gross, um scheitern zu lassen“)
ist irreführend. Es bedeutet wirklich „too
complex to manage“ („zu komplex zu managen“). Nicht nur für die Top-Führungskräfte
der Bank, sondern auch für Gläubiger und Aktionäre, um Marktdisziplin wirken zu
lassen. Und zu gross und zu komplex für die Aufsichtsbehörden, um
regulatorische Disziplin wirken zu lassen, wenn die interne Disziplin via
Management fehlt und Marktdisziplin nicht funktioniert.
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