Donnerstag, 1. November 2012

Warum TBTF eine Fehlbezeichnung ist


TBTF („too big to fail“) ist eine Fehlbezeichnung. Der Ausdruck erweckt den Eindruck, als ob die TBTF-Banken nicht scheitern können. Nichts könnte von der Wahrheit weiter sein, bemerken Richard Fisher und Harvey Rosenblum in einem lesenswerten Artikel („How Huge Banks Theraten the Economy“) in WSJ.

Die Finanzunternehmen, die ein Drittel der Vermögenswerte des US-Banking-Systems halten, sind 2008-2009 tatsächlich gescheitert. Die TBTF-Banken haben nur dank ausserordentlichen Staatshilfen überlebt. Die Finanzunternehmen waren quasi-verstaatlicht. Heute heisst es im alltäglichen Sprachgebrauch gerettet (d.h. „bailed-out“).

Wie ein Konkurs ist eine Rettungsaktion ein Scheitern, nur mit einem anderen Etikett, heben Fisher und Rosenblum hervor. Gläubiger werden übers Ohr gehauen und das Management trägt einige Konsequenzen für die Fehleinschätzungen. Der grosse Unterschied ist, dass in einer Rettung durch die öffentliche Hand die Steuerzahler, nicht der Privatsektor Finanzierung via Massedarlehen (debtor-in-possession financing) bereitstellt. Dies verkehrt die Grundprinzipien, auf denen das System der Marktwirtschaft arbeiten soll, betonen die Autoren.

Wenn ein paar kleine, geographisch verstreute Banken in Schwierigkeiten geraten, gibt es begrenzte Auswirkungen auf die Makroökonomie. Aber wenn eine Handvoll Banken, mit national-geographischer Präsenz, in Schwierigkeiten kommen, während sie mehr als die Hälfte der Vermögenswerte im Banken-System halten, dann stürzt die Wirtschaft ab.

Erhöhte Konzentration verstärkt die Auswirkung der notleidenden Banken auf die Wirtschaft drastisch und mindert die Wirksamkeit der Geldpolitik, um die Wirtschaft zu stützen.

Genauso wie die TBTF-Banken im Epizentrum der Entstehung und der Verteilung von unangebrachten mit Hypothekenschulden verpackten Finanzprodukten standen, tragen sie heute dazu bei, die Wirkungen der akkommodierenden Geldpolitik durch die US-Notenbank zu verringern.

Fazit: Der Ausdruck „too big to fail“ (auf Deutsch: „zu gross, um scheitern zu lassen“) ist irreführend. Es bedeutet wirklich „too complex to manage“ („zu komplex zu managen“). Nicht nur für die Top-Führungskräfte der Bank, sondern auch für Gläubiger und Aktionäre, um Marktdisziplin wirken zu lassen. Und zu gross und zu komplex für die Aufsichtsbehörden, um regulatorische Disziplin wirken zu lassen, wenn die interne Disziplin via Management fehlt und Marktdisziplin nicht funktioniert.

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