Mittwoch, 14. November 2012

Fiscal Cliff versus Austerity Cliffhanger


Deutschland hat heute einen Schatzwechsel mit zwei Jahren Laufzeit zu einer negativen Rendite von minus 0,02% verkauft. Auf der Versteigerung wurden zweijährige Schuldtitel in Höhe von 4,3 Mrd. Euro platziert. In der vorhergegangenen Auktion lag die Rendite noch mit 0,07% im positiven Terrain.

Es hat sich heute  damit, wie Bloomberg berichtet, zum ersten Mal seit Juli wieder eine negative Rendite auf einer Versteigerung ergeben. Eine negative Rendite bedeutet, dass die Anleger am Ende der Laufzeit weniger erhalten werden als sie eingezahlt haben, um die Bundesschatzanweisungen (mit Null-Kupon) zu kaufen. Gebote gingen in Höhe von 8,4 Mrd. Euro ein. Zugeteilt wurden, wie erwähnt, 4,3 Mrd. Euro.

Anleger scheinen v.a. angesichts der anhaltenden Unsicherheit im Euro-Raum bereit zu sein, negative Zinsen in Kauf zu nehmen.

Alle reden zwar über das „Fiscal Cliff“ in den USA, aber es sieht in Europa in dieser Hinsicht („Austerity Cliffhanger“) viel düsterer aus:

(1) Es kam in den vergangenen Tagen in Spanien und Portugal zu Protesten und Streiks gegen den harschen Austeritätskurs der EU. Verletzte und Festnahmen sowie brennende Autos und Reifen prägen das Bild aus Südeuropa.

(2) Griechenland hängt mittlerweile seit fast fünf Jahren an der Austerität-Klippe. Die griechische Wirtschaft ist im dritten Quartal um 7,2% geschrumpft. Das bedeutet, dass das BIP zum 17. Quartal in Reihe gesunken ist.

Deutschland Schatzwechsel (2 Jahre) Rendite, Graph: Bloomberg

Der Zulauf in den sicheren Hafen der Staatsanleihen aus dem Kern der Eurozone scheint wiedererstarkt. Und es zeichnet sich inzwischen ab, dass auch Portugal und Spanien an der Austerität-Klippe hängen.

Welches Land folgt als nächstes? Frankreich? Ein echtes Lob für Paris kommt Wolfgang Schäuble, dem deutschen Finanzminister einfach nicht über die Lippen, wie FTD wunderschön schildert.

Harsche Haushaltskonsolidierung in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft ist kontraktiv, nicht expansiv. Und monetäre Expansion kann die fiskalische Schrumpfung nicht ausgleichen, da die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle (flache LM-Kurve) steckt. Wie Keynes sagte, ist der Aufschwung, nicht der Abschwung der richtige Zeitpunkt zum Sparen.

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