Mittwoch, 14. November 2012

Kann mehr Wettbewerb im Finanzsektor Regulierung ersetzen?


Raghuram Rajan behauptet in einem Artikel („Is Finance Too Competitive?“) in Project Syndicate, dass diejenigen Ökonomen, die für die Regulierung des Finanzsektors plädieren, um das Banking “langweilig”  zu machen, daran glauben, dass die Innovation im Sektor das Problem sei.

Die Umschreibung ist natürlich ziemlich überzogen. Aber der an der University of Chicago Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor vertritt mehr oder weniger die Ansicht, dass es möglich sei, Regulierung durch mehr Wettbewerb zu ersetzen. Die dazu Grunde liegende Idee ist einfach: Der Markt kann sich selbst regulieren.

Mark Thoma ist damit nicht einverstanden. Rajan scheint, darauf hinzudeuten, als ob die Aufspaltung von Banken in viele kleinere Stücke das System immun machen würde, um zu viel Risiko einzugehen. „Wir hatten aber Probleme im Sektor, wo die meisten Banken klein waren. Kaskadierende Zusammenbrüche von Banken auf einen grossen Schock sind immer noch möglich“, bemerkt Thoma in seinem Blog weiter.

Die Märkte so wettbewerbsfähig wie möglich zu gestalten, einschliesslich der Aufspaltung von Finanzunternehmen in kleinere Stücke und der Ermöglichung von einfachen Fehlschlägen ist keine Garantie dafür, um finanzielle Zusammenbrüche zu vermeiden, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. In der Tat wäre es ein schwieriger Weg, einzuschreiten, um das System zu retten, wenn viele viele kleine Banken statt einiger wenigen grossen Banken unterstützt werden müssten.

Mehr Wettbewerb in der Branche ist eine gute Idee, aber wir dürfen uns davon nicht beschwindeln lassen, zu denken, dass wir dann damit aufhören könnten, uns Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems zu machen, unterstreicht Thoma mit Nachdruck.

Rajans Fokus im Artikel richtet sich zwar auf Innovation, aber es ist nicht das, wo die wesentlichste Schwachstelle der Finanzkrise liegt. Marktversagen, die so was wie Bank Runs im Schatten Bankensystem zulassen, stellen ein viel grösseres Problem dar. Und dieses Problem kann nicht einfach durch Verkleinerung der Grösse von (Finanz-)Unternehmen gelöst werden, erklärt Thoma als Fazit. Regulierung ist nach wie vor erforderlich, um das Risiko des kaskadierenden Scheiterns im System zu verringern.

3 Kommentare:

Martin Burch hat gesagt…

Was denn jetzt? Will Mark Thoma möglichst grosse Banken? Oligopol, Duopol oder gleich ein Monopol? Es braucht meiner Meinung beides. Wettbewerb unter vielen kleinen Banken und smart(!) Regulation um ein kaskadenhafter Bankrott derselben zu verhindern. Aber man sollte nicht vergessen, dass die Finanzbranche die wohl am meisten regulierteste Branche ist und gerade die Kosten daraus eine hohe Markteintrittsbarriere verursachen, notwendig ist deshalb smart Regulation und Wettbewerb!

Alex hat gesagt…

Hallo! War gerade wieder mal auf der Suche nach anderen interessanten Blogs und bin dabei auf Deine Seite gelandet. Vor allem diesen Artikel über Regulierung im Finanzwesen fand ich sehr interessant. Weiter so! Gruß Alex

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

@Martin Buch
Mark Thoma will in erster Linie den Verschuldungsgrad der Banken verringern.
Siehe bitte in diesem Blog hier („Ansätze zur Lösung der TBTF-Problematik“)
TBTF-Problematik