Ein neuer Ausdruck bereichert die Wirtschaftswissenschaft im Sog der anhaltenden Finanzkrise: „paradox of toil“. Paul Krugman hat kürzlich im Zusammenhang mit einer aktuellen Forschungsarbeit von Gauti Eggertsson darauf Aufmerksam gemacht. Wenn die Wirtschaft in der Liquiditätsfalle steckt, haben manche Arten von Steuersenkungen perverse Auswirkungen. Steuersenkungen für Kapitaleinkommen zum Beispiel ermutigen dazu, mehr zu sparen, was natürlich schlecht ist, weil die Wirtschaft bereits unter dem „paradox of thrift“ (Sparparadoxon) leidet. Eine Reduzierung der Steuern für Kapitaleinkünfte führt zu einem Rückgang der Investitionen, erklärt Krugman. Was aber versteht man genau unter „paradox of toil“? Werden Steuern auf Arbeitseinkommen (labor income) gekürzt, erhöht sich das Arbeitsangebot, was die Löhne unter Druck setzt. Schliesslich steigen Deflationserwartungen, was wiederum einen Anstieg der Realzinsen zur Folge hat. Das führt dazu, dass der Output und die Beschäftigung sinken, so Krugman. Das alles passiert natürlich nur, wenn die Zinsen bei Null liegen, wie z.B. in der heutigen Wirtschaftssituation.
Heute nimmt auch Casey Mulligan in einem kurzen Essay in NYT dazu Stellung, indem er die Ansicht vertritt, dass „paradox of toil“ von geringer praktischen Bedeutung sei, wie die gegenwärtige Rezession zeige. Das „paradox of toil“ stelle die Wirtschaft auf den Kopf und werde v.a. von den Ökonomen gern vertreten, welche für eine aktive Fiskalpolitik plädieren, um die Wirtschaft anzukurbeln, findet Wirtschaftsprofessor an der University of Chicago. Sollte dieses Paradox die heutige Rezession beschreiben, würde ein Anstieg des Arbeitsangebots, was zu Beginn des Sommers passiert, wenn die Studenten einen Job suchen, dann müsste das zu einem Rückgang der Beschäftigung führen. Oder ein Anstieg des Mindestlohns würde die Beschäftigung erhöhen, weil dadurch die Preise und Kosten steigen, was zu Inflation führt. In Wahrheit habe der Arbeitsmarkt laut Mulligan auf die Ereignisse in der herkömmlichen Art und Weise reagiert, mit keinem Paradox. Der Anstieg des Arbeitsangebots habe 2009 nicht zu einem Rückgang der Beschäftigung geführt, behauptet Mulligan. Die Beweise belegen, dass die Gesetze der Ökonomie in vollem Umfang gelten, obwohl die Wirtschaft gegenwärtig in der Liquiditätsfalle stecke, so Mulligan.
Fazit: Das „paradox of toil“ ist derzeit eher im Kontext mit der aktuellen Debatte um die Lage am Arbeitsmarkt zu beleuchten. Immer mehr Stimmen (wie z.B. Fox TV oder Greg Mankiw) fordern nämlich laut, dass die Obama-Administration die Steuern senken sollte, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Prof. Krugman erläutert heute in seinem Blog erneut, warum eine Senkung des Mindestlohns die Beschäftigung nicht erhöht.
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