Mittwoch, 12. Mai 2010

EZB und Begriffsverwirrung: Quantitative oder Qualitative Easing?

Das EU-Rettungspaket hat bisher kaum für Beruhigung in den Geldmärkten gesorgt. In den Interbanken-Märkten ist vom Hilfspaket nicht viel zu spüren. Der Libor stieg sogar auf 0,423%. Am 7. Mai hatte der London Interbank Offered Rate mit 0,428% den höchsten Wert seit August 2009 erreicht, als die Zuspitzung der Schuldenkrise weltweit Besorgnis erregte. Die Banken scheinen sich untereinander wieder nicht viel zu trauen. Stichwort: Kontrahentenrisiko. Die Overnight Einlagen der Banken bei der EZB sind indes auf ein 10-Monats-Hoch geklettert. Die Banken deponieren die Gelder (derzeit 290 Mrd. €) zu 0,25% bei der EZB. Würden sie sich diese Gelder untereinander verleihen, würden sie deutlich mehr bekommen. Aber die Sicherheit hat zur Zeit die höchste Priorität. Es herrscht nach wie vor Ungewissheit über den Plan der EZB, private und staatliche Anleihen am offenen Markt zu kaufen.


ECB Liquidity Components vs EONIA, Graph: Courtesy of Elaine Lin, Morgan Stanley

Zur Sterilisierung der Auswirkungen der genannten Massnahmen, teilte die EZB mit, werden spezifische Aktionen durchgeführt, um die Liquidität durch das „Securities Markets Program“ wieder zu absorbieren. Über die Einzelheiten hüllt sich die EZB aber bislang in Schweigen. Während Axel Weber, Bundesbankchef „erhebliche stabilitätspolitische Risiken“ heraufbeschwört, sieht Ewald Nowotny, Österreichs Notenbankchef keine Inflationsgefahr.

In den USA hingegen debattiert die Fed offenherzig über die Vor- und Nachteile der neulich abgeschlossenen Swap-Fazilitäten für US-Dollar Liquidität mit anderen führenden Zentralbanken der Welt. Jeffrey Lacker, Präsident der Fed Richmond sagte gestern, dass die Öffnung neuer „Currency Swap Lines“ kein Problem sei, aber „wir darüber nachdenken werden, ob wir sterilisieren oder nicht“. Die Fed hat zur Sterilisierung der Währungsswaps-Liquidität drei Instrumente in der Hand: (1) Suplement Financing Program (SFP). Die SFP erlauben dem US-Schatzamt, Schuldverschreibungen zu verkaufen und den Erlös bei der Fed zu deponieren, (2) Term Deposits (Exkurs hier) und (3) Reverse Repo.

Die EZB hat bislang nicht nur nicht erläutert, wie die Sterilisierung erfolgen soll, sondern sie lässt auch die Öffentlichkeit im Unklaren, ob es sich bei Erwerb von Anleihen am Markt um eine Politik von quantitative easing (mengenmässige Lockerung) oder qualitative easing handelt. Die Frage mag auf den ersten Blick lediglich von rhetorischer Natur zu sein erscheinen. Aber sie ist insofern von Bedeutung, als mit der Wiedereinführung von LTROs mit der Laufzeit von 3- und 6-Monaten die Excess Reserves der Geschäftsbanken bei der EZB deutlich zu steigen begonnen haben.

Exkurs: (Hat tip FT Alphaville)

Quantitative Easing:
Hier geht es um eine Zunahme der Grösse der Bilanz einer Zentralbank durch eine Erhöhung der monetären Verbindlichkeiten (d.h. Geldbasis), während die Zusammensetzung der Vermögenswerte (z.B. die durchschnittliche Liquidität und Risikogehalt der Assets) konstant bleibt.

Qualitative Easing:
Hier geht es um eine Verschiebung in der Zusammensetzung der Vermögenswerte der Zentralbank in Richtung weniger liquide und riskantere Anlagen, während die Grösse der Bilanz konstant bleibt, erklärt Professor Willem Buiter. Die weniger liquiden und riskantere Assets können private Wertpapiere sowie Staatsanleihen oder von Staaten garantierte Papiere sein, welche alle Formen von Risiko, einschliesslich default risk (Ausfallrisiko) enthalten.

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