„Wenn Sie den Markt manipulieren wollen, deregulieren Sie ihn so viel wie möglich. Dann machen Sie ihn so „dunkel“ und „schnell“ wie möglich. Erschweren Sie es für Ausstehende, Ihre Geschäfte, die abgewickelt werden, zu beobachten. Machen Sie es für jederman noch schwerer, herauszufinden, warum Sie so handeln (trading). Holen Sie so viel wie möglich Monopolmacht über dem Markt. Finanzieren Sie sich zu billigstem Preis. Der bestmögliche Zinssatz ist Nahe Null; verfügbar bei der Federal Reserve (Fed)“, schreibt Janet Tavakoli in einem lesenswerten Beitrag in Huffington Post. „Stationieren Sie Ihre „Männer“ in den meisten einflussreichen Positionen an den Börsenplätzen. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Kumpane über „shock and awe“-Marktbeherrschung verfügen. Sagen wir mal mittels „High Frequency Trading“-Algorithmen, um die Mehrheit des Aktien-Tradings auszumachen“, schreibt sie weiter. Einfach köstlich zum Lesen, was einen natürlich sehr nachdenklich stimmt.
Frau Tavakoli schenkt ausserdem Fat Finger-Gerüchten, die angeblich von CNBC verbreitet worden sind, keinen Glauben. Sie ist der Ansicht, dass das System selbst versagt hat. Die NYSE sollte eigentlich für Markt-Liquidität sorgen. Trading-Garantien sind nichts Wert, wenn sie nicht systemweit sind, ist die angesehene Finanzmarkt-Expertin überzeugt. Die gegenwärtige und die ehemalige Leitung der NYSE sollten über das High Frequency Trading und die Liquiditätsversorgung befragt werden, mahnt sie an. „Unsere Mega-Banken, die das meiste Volumen an den Börsen kontrollieren, sollten über ihre Bilanzierung und die Rechtfertigung ihrer Tradingsaktivitäten aufgerufen werden. Das Tradingsmuster der vergangenen Woche sollte amtlich geprüft werden, hält Tavakoli fest.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Verteidigungsstrategie von Goldman Sachs, die am 27. April vor dem ständigen Unterausschuss für Untersuchungen (Senat Permanent Subcommittee on Investigations) präsentiert wurde. Llyod Blankfein, CEO von Goldman Sachs und seine Mitarbeiter haben ständig wiederholt, dass sie als Market Maker agieren. Blankfein betonte, dass Market Makers keine Pflicht haben, ihre Kunden über ihre eigene Positionen im Markt zu informieren. Es sei die Art der Haupttätigkeit, die sie als Market Maker auf die gegenüberliegende Seite der Kunden-Positionen setze, gaben die Banker an, wie Izabella Kaminska von FT Alphaville diese Sachlage gut zusammenfasst. Viele Kommentatoren haben daher darauf hingewiesen, dass die Senatoren ein klares Missverständnis über die Tätigkeiten eines Market Makers an den Tag gelegt haben, indem sie (Senatoren) sich zu sehr auf die Short-Positionen der Bank konzentriert haben. Auf Deutsch: Es sei eigentlich legal, dass eine Bank an einen Kunden ein Produkt verkaufen darf, das sie zugleich selbst leerverkauft (Short Position), weil sie als Market Maker tätig ist. Diese Philosophie setzt laut Izabella Kaminska voraus, dass die Tätigkeit des Market Makers eine altehrwürdige, legitime Praxis ist. Das heisst, dass Goldman Sachs eine rein traditionelle Market-Maker Rolle erfüllt, unabhängig von Konsequenzen. Ist es aber in Stein gemeisselt? Gibt es eine gesetzliche Grundlage dafür? Diese Fragen blieben unbeantwortet. In einem Research-Papier („Why Do Nasdaq Market Makers Avoid Odd-Eighth Quotes“) aus dem Jahr 1994 argumentieren William Christie und Paul Schultz kontrovers, dass es aufgrund von zu vielen Übereinstimmungen in der Tiefe der Preisfestlegung in den Börsenplätzen einige Absprachen zwischen den Market Makers gibt. Viele Wissenschaftler haben das Papier jedoch zurückgewiesen, bemerkt Kaminska, es sei übermässig kritisch. Aber es betont, dass es im Markt schon seit Jahren Bedenken über die Kontrolle und den Einfluss der Market Makers gibt, argumentiert Kaminska. Die heutige Marktstruktur bietet genäht über ein Bett aus verschiedenen Dark Pools, Börsenplätzen und strukturierten Wertschriften mehrere Möglichkeiten, die Märkte effizient zu skalpieren, schlussfolgert sie zu Recht. Wo ist aber die Grenze zu Marktmanipulation?
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