Robert Skidelsky: Interview in SZ: Prof. Skidelsky, Mitglied des britischen Oberhauses ist skeptisch, dass die Koalition lange zusammenhält. „Es gibt zu wenig Gemeinsamkeiten zwischen Tories und Liberalen, sodass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass die Regierung auseinander bricht“. Skidelsky, der nun in das Beratungsgremium des von George Soros gegründeten „Institute of New Economic Thinking“ berufen wurde, vertritt die Meinung, dass „Europa im Zuge der Griechenland-Krise eine erneute Rezession („double dip“) bevorstehen könnte. „Das Problem ist, dass die Weltwirtschaft auf wackeligen Beinen steht“, so Skidelsky.
Haushaltsdefizit der EU-Länder, Graph: Süddeutsche Zeitung
Nouriel Roubini: In seiner Kolumne („Return to the Abyss“) in Project Syndicate. Prof. Roubini vertritt die Ansicht, dass die Finanzkrisen das unvermeidliche Ergebnis einer Anhäufung makroökonomischer, finanzieller und politischer Risiken und Verletzlichkeiten sind. Zu Ursachen zählt der Wirtschaftsprofessor an der Stern School of Business, New York University v.a. exzessive Risikofreudigkeit, Verschuldung, billiges Geld, mangelnde Aufsicht und Regulierung des Finanzsystems, Gier und riskante Investments durch Banken und andere Finanzinstitute usw. Wenn fiskalische Ungleichgewichte nicht durch Ausgabenkürzungen und Einnahmesteigerungen bekämpft werden, dann bleiben laut Roubini zwei Alternativen: (1) Inflation, wenn Defizite monetarisiert werden. Das gilt für die Länder, die sich in ihrer eigenen Währung verschuldet haben, und (2) Default (Zahlungsausfall). Das gilt für die Länder, die Kredite in Fremdwährungen aufgenommen haben und kein Geld drucken können.
Barry Eichengreen: In seiner Kolumne („Europe’s Historic Gamble“) in Project Syndicate. Die vergangenen Wochen waren die wichtigsten im 11-jährigen Bestehen des Euros, schreibt Prof. Eichengreen. Die europäischen Regierungschefs haben ihre Einsätze verdoppelt, anstatt die Karten neuzumischen. Sie haben begriffen, dass ihr Spiel immens teuer wird, wenn es sich als falsch erweisen sollte. Sie wissen, dass ihre politische Kariere nun von ihrem massiven Einsatz abhängt. Sie sehen auch, dass sie bereits viel Chips im Polt haben, beschreibt Eichengreen das widrige europäische Umfeld. Er argumentiert, dass (1) Europa jetzt einen Stabilitätspakt mit Zähnen braucht: Strengere Grenzwerte für Defizit von hochverschuldeten Ländern. Ausnahmen werden abgeschafft, (2) Europa flexible Arbeitsmärkte braucht. Anpassungen in der Währungsunion der USA geschehen über die Mobilität der Arbeitskräfte. Das gilt für Europa wegen der kulturellen und sprachlichen Barrieren nicht, (3) der Euro eine fiskalische Versicherung braucht: Ein Mechanismus, der für temporäre Transfer für die Länder, die ihre öffentliche Finanzen unter Kontrolle haben, aber von neuen Schocks betroffen sind, (4) der Euro einen geeigneten Finanzierungsmechanismus für Sofortmassnahmen braucht: Notfälle sollen auf einer ad hoc-Basis von 27 Finanzministern behandelt werden und (5) Europa eine kohärente Regulierung der Banken braucht: Ein Grund für die griechische Krise war, dass die europäischen Banken unterkapitalisiert, überschuldet und vollgestopft mit griechischen Staatsanleihen sind. Das sei passiert, so Eichengreen, weil die Regulierung der europäischen Banken durch einen Wettlauf nach unten („race to the bottom“) gekennzeichnet ist. Wenn Europa einen gemeinsamen Binnenmarkt und eine gemeinsame Währung hat, dann bedarf es einer einzigen Bank-Regulierung, erklärt Eichengreen.
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