„Nein, Goldman Sachs hat die Finanzkrise nicht im Alleingang gestartet. Die Turbulenzen, die die Märkte im Jahr 2008 geschlagen haben, hatten tiefe Wurzeln in einem anderen mächtigen Institut: Die Federal Reserve“, schreibt Roger Lowenstein, der Autor des kürzlich erschienenen Buches „The End of Wall Street“ in einem Essay in Washington Post. Eine der am meisten beunruhigenden Fragen in der Folge der Krise ist, warum die Fed nicht interveniert hat, um Luft aus der Kreditblase zu lassen, erläutert Lowenstein. Die Kosten des Wartens, um auf eine Spekulationsblase erst dann zu reagieren, nachdem sie geplatzt ist, kann sehr hoch sein, sagte William Dudley, Chef der Fed New York neulich. „Ein proaktiver Ansatz sei angemessen“, fügte er hinzu. Das ist aber nicht die Position von Alan Greenspan, dem ehem. Fed-Präsidenten und von Ben Bernanke, dem aktuellen Fed-Chef, argumentiert Lowenstein. Beide verteidigen nämlich ihre Geldpolitik in den Jahren vor dem Absturz. Die Fed hat die Zinsen von 2001 bis 2003 13 mal gesenkt, bis sie das Niveau von 1,00 Prozent erreicht hat. Mit so billigem Kredit haben Menschen und Institutionen Geld ausgeliehen, als gäbe es kein Morgen. Das Platzen des Kreditbooms hat dann die schlimmste Rezession seit 75 Jahren ausgelöst, erklärt Lowenstein.
Warum haben aber Mainstream-Ökonomen der Entwicklung des privaten Kreditvolumens nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt? Weil die etablierte Makroökonomie überzeugt war, dass private Kreditmärkte effizient funktionieren. Die Überschuldung der privaten Haushalte war quasi nebensächlich. Bernanke war wegen seiner philosophischen Überzeugung zurückhaltend, wegen Blasen im Markt zu intervenieren, weil die Märkte es im Allgemeinen selbst richten würden, so Lowenstein. Die Dynamik des Kreditbooms war jedoch Bernanke offensichtlich, bemerkt der Autor, weil Fed-Präsident im Jahre 2005 beobachtete, dass „Ersparnisschwemme“ in Übersee zu niedrigen Hypothekenzinsen und rekordhohen Aktivitäten im Hausbau in den USA geführt haben. Allerdings hat Bernanke diese Entwicklung als gutartig gesehen, bemerkt Lowenstein. Tatsächlich habe Bernanke betont, dass er kein Werturteil über das Verhalten der USA oder anderer Regierung abgebe. "Wir wissen aber, dass die Märkte sich irren", hebt Lowenstein hervor. Er verweist darauf, dass während des Kreditbooms die Risikoprämien für riskante Kreditnehmer verschwunden sind. Selbst Junk-Bond-Emittenten zahlten weniger als 2% mehr als die sicheren US-Staatsanleihen, verglichen mit 8 oder 9% in den Zeiten, als Kreditgeber vorsichtig waren. Wenn Risikoprämien so drastisch sinken, ist es ein Zeichen dafür, dass die Kreditgeber nicht „smart“, sondern albern sind. Es ist Zeit für die Fed, zu handeln, erklärt Lowenstein. In einer Rede in Atlanta in diesem Jahr bekräftigte Bernanke, dass es praktische Probleme beim Einsatz der Geldpolitik gebe, um Vermögensblasen („asset price bubbles“) zum Platzen zu bringen. Er habe aber "Raum für Zweifel" gelassen, interpretiert Lowenstein. Nachdem Bernanke gesehen habe, was Blasen verursachen können, bewahre er jetzt einen offenen Geist dafür, schlussfolgert Lowenstein.
1 Kommentar:
Ihc bin der Meinung, dass sich kaum jemand traut in den Heutigen Tagen einen Kredit aufzunehmen und sich zu verschulden, egal in welchen Bereichen. Wer kann den Banken schon noch trauen?
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