„Trotz eines Chors von Stimmen, die behaupten, dass wir nicht Griechenland sind, sind wir jedoch mehr und mehr wie Japan“, schreibt Paul Krugman in seiner Freitagskolumne („Lost Decade Looming“) in NYT. In den vergangenen Monaten hatten die Wirtschaftskommentare ein zentrales Thema: Die politischen Entscheidungstäger tun viel zu viel. Die Regierung müsse ihre Ausgaben kürzen. Griechenland ist ein warnendes Beispiel usw. „Jeder Uptick in Renditen der US-Staatsanleihen wurde als Anhaltspunkt dafür genommen, zu behaupten, dass die Märkte jetzt wegen Sorgen über Defizit drehen werden“, bemerkt Krugman. Zu den kontinuierlichen Warnungen gehört, dass die Inflation um die Ecke lauert. Die Regierung müsse ihre Stützungsmassnahmen rückgängig machen und die Exit-Strategie starten. „Wie steht es aber mit der nahezu Rekordarbeitslosigkeit. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist schlimmer als zu irgendeinem Zeitpunkt seit den 1930er Jahren“, erklärt Krugman. „Die Wahrheit ist aber, dass die politischen Entscheidungsträger nicht zu viel tun, sondern zu wenig. Jüngste Daten deuten nicht darauf hin, dass Amerika einem Vertrauenszusammenbruch im Stil von Griechenland zusteuert. Die Daten deuten eher darauf hin, dass wir einem verlorenen Jahrzehnt im Stil von Japan entgegenlaufen, gefangen in einer längeren Ära hoher Arbeitslosigkeit und langsamen Wachstums“, argumentiert Nobelpreisträger weiter.
Was steht hinter dem Pessimismus? „Es spiegelt teilweise die Unruhen in Europa wider, die weniger mit Staatsschulden zu tun haben, wie oft erzählt wird. Das eigentliche Problem ist vielmehr, dass die Europäer mit der Schaffung des Euro, europäischen Staaten eine einheitliche Währung aufgezwungen haben, die für einen solchen Schritt nicht bereit waren“, erläutert Krugman. Es gibt aber auch zu Hause Warnzeichen: Wie zuletzt der Bericht über die Verbraucherpreise zeigt, ist die Kerninflation indes unter der Marke von 1,0 Prozent gesunken. Das markiert ein 44-Jahres-Tief, hält er fest. Das kommt aber nicht überraschend. Es ist zu erwarten, dass die Inflation angesichts der Massenarbeitslosigkeit und Überkapazitäten (excess capacity) sinkt. „Das ist doch wirklich eine schlechte Nachricht“, hebt Krugman hervor. Niedrige Inflation, schlimmer noch Deflation, neigt dazu, den Rückgang der Wirtschaft zu verewigen, weil Menschen anfangen, Geld zu horten, statt auszugeben, was die Wirtschaft depressiv macht. Folglich führt es zu mehr Deflation. Der Teufelskreis ist nicht hypothetisch. Fragen Sie die Japaner, die in den 1990er Jahren in eine Deflationsfalle geraten sind, bemerkt Krugman weiter. "Trotz gelegentlichen Episoden von Wachstum kommt Japan aus der Deflation nicht heraus. Das könnte auch in den USA passieren, mahnt Krugman an. Was wir uns wirklich fragen sollten, ist nicht, ob wir zu Griechenland werden, sondern was wir tun, um zu vermeiden, dass wir zu Japan werden. Die Antwort ist, nichts", schreibt Krugman klagend.
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