Donnerstag, 20. Mai 2010

Wird die Schuldenkrise in der EU auf die USA überschwappen?

Manche namhafte Kolumnisten in den führenden US-Tageszeitungen scheinen in den Tagen über die „Dämmerung des Wohlfahrtsstaates“ besorgt zu sein. Sie vergleichen die „Verpflichtungen des Wohlfahrtsstaates in Europa“ mit den „Lasten der Leistungsberechtigungen“ in den USA und werfen Fragen auf. Inwiefern sollen Amerikaner die Staatsverschuldung im Kontext mit Forderungen einer alternden Bevölkerung nach mehr Leistung befürchten? Welche Lehre ist aus der griechischen Schuldenkrise zu ziehen, wenn überhaupt? Das sind die Fragen, die New York Times u.a. an James K. Galbraith und Tyler Cowen gestellt hat. "Amerika hat viele Probleme: Arbeitslosigkeit, Dysfunktionale Banken. Katastrophe im Golf von Mexiko. Afghanistan und Irak. Energie und Klima. Aber die Staatsverschuldung, Social Security und Medicare (staatlicher Gesundheitsdienst für Rentner über 65, meine Anmerkung) sind nicht auf dieser Liste", antwortet Galbraith, Wirtschaftsprofessor an der LBJ School of Public Affairs an der University of Texas, Austin. "Die Sozialversicherung (Social Security) belegt einen soliden Boden unter dem Einkommen der alten Leute, unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht, welche sie anderweitig unterstützen würden.

Sie schiebt die Belastung von Arbeitnehmern mit Eltern zu den anderen Arbeitnehmern. Beide Transfers sind fair", bemerkt Galbraith. „Beides kann ewig so weitergehen, unabhängig davon, wie viele ältere Menschen wir haben“, erklärt Galbraith. Die Staatsverschuldung verdankt Medicare wenig und Social Security weniger als nichts, betont er. Der jüngste Anstieg ist hauptsächlich auf Rezession, Krieg und Bankenrettungspakete zurückzuführen, hält er fest. Selbst wenn nicht, die Staatsverschuldung ist keine „Belastung“. Öffentliche Verschuldung ist privater Reichtum, formuliert Galbraith. Inflation ist ein theoretisches Risiko, aber mit einer Arbeitslosigkeit bei nahe 10% ist sie kaum vorhanden, erklärt Galbraith. Auch „China wird den US-Dollar nicht fallen lassen, solange es in unsere Märkte exportieren will“. Schliesslich beweise die Euro-Krise, dass das Geld in Zeiten von Not zum Uncle Sam zufliesst. „Bitte hören Sie auf, sich Sorgen um falsche Probleme zu machen und konzentrieren Sie sich auf die wirklichen“, schlussfolgert Galbraith.

"Amerika’s Fiskalproblem involviert Verschuldungs- und Defizit-Probleme über zwei unterschiedliche Zeithorizonte. Zwischen jetzt und 2020", bemerkt Tyler Cowen, Wirtschaftsprofessor an der George Mason University. Das Haushaltsdefizit wird voraussichtlich auf ein Niveau von 5,7% des BIP klettern und die Staatsquote dürfte über 90% liegen, erklärt Cowen. Das ist schlimm, aber die US-Wirtschaft wird es schaffen, wenn nichts anderes Wichtiges schiefgeht, zwischen jetzt und dann, betont Cowen. "Ein wohlhabendes, diversifiziertes Land, welches seine eigene Währung verleihen kann, und die Weltreservewährung besitzt, sollte Investoren finden können, die bereit sind, seine Anleihen zu kaufen, wenn v.a. viele andere Länder der Welt mit grösseren fiskalischen Problemen konfrontiert sind, erklärt Cowen. Steigende Kosten im Gesundheitswesen werden, falls sie sich so fortsetzen, wahrscheinlich den Konkurs der Nation über einen Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren bedeuten, am unmittelbarsten durch das Medicare-Programm", behauptet er. Es ist nicht einfach, diese Kosten zu kontrollieren, wie es erscheinen mag, argumentiert Cowen. Ein Teil der Kosten rührt von der natürlichen Alterung der Bevölkerung der USA her. Ausserdem, je mehr ältere Wähler wir haben, desto schwieriger wird es für den Kongress, Haushaltskürzungen für Medicare zu fördern. „Praktisch sind sich alle Parteien einig, dass wir eine Kombination aus Ausgabenkürzungen und erhöhten Steuereinnahmen brauchen. Aber wir kommen jetzt kaum vom Fleck, so Cowen. Das Ergebnis ist, dass niemand sich der Bewältigung der langfristigen Fiskalproblematik annimmt. Unter dem Strich ist dies, dass die Katastrophe nicht unmittelbar bevorsteht. Aber wir sind nicht in einer sehr günstigen Stelle. Das heisst, dass viele andere Länder es noch schlimmer haben. Es gibt keine einfache Lösung zur Wiederherstellung der Solvenz von Griechenland und anderen finanzschwachen europäischen Ländern“, argumentiert Cowen.

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