Leute, die gegen die Gesundheitsreform sind und Juckreize haben, die Sozialversicherung zu demontieren, sind zur Zeit sehr glücklich. Überall, wo man hinsieht, gibt es Leitartikel und Kommentare, die behaupten, dass Griechenland von heute ist Amerika von morgen. Das ist Unsinn, schreibt Paul Krugman in seiner Freitagskolumne in NYT. Wie lassen sich Griechenland und Amerika vergleichen? Beide Nationan weisen in letzter Zeit hohe Haushaltsdefizite auf, als Prozentsatz des BIP, erklärt Krugman. Doch behandeln sie es sehr unterschiedlich. Die Zinssätze für Staatsanleihen in Griechenland sind doppelt so hoch wie die Zinssätze für US-Treasuries. Weil Investoren das Risiko als sehr hoch schätzen, dass Griechenland seine Schulden nicht wird bedienen können. Für die USA gilt das nicht. Warum? „Eine Antwort ist, dass unser Schuldenstand viel niedriger ist“, bemerkt Krugman. Er betont v.a. den Betrag, der bereits verschuldet ist, im Vergleich zum neuen Kreditbedarf im Verhältnis zum BIP.
„Wir wären eigentlich besser positioniert gewesen, wenn nicht viel Geld für Steuersenkungen für die Reichen und einen unfundierten Krieg verschwendet worden wären“, argumentiert der Nobelpreisträger. „Wir sind aber der Krise in einem besseren Zustand begegnet als die Griechen“, hält Krugman fest. „Noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass wir auf einem klaren Weg der wirtschaftlichen Erholung sind, während Griechenland nicht“, hebt Krugman hervor. Die US-Wirtschaft wächst wieder seit dem vergangenen Sommer, dank dem Konjunkturpaket (fiscal stimulus) und der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank. Griechenland hingegen steckt in einer Falle, betont Krugman. In den guten Jahren, als das Kapital ins Land zufloss, kletterten die Kosten und Preise in Griechenland über Gebühr. Völlig losgelöst vom Rest der EU. Hätte Griechenland eigene Währung, würde es jetzt durch Abwertung Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen. Das ist aber nicht der Fall. Nun ist Griechenland mit einer zerreibenden Deflation und Null-Wirtschaftswachstum konfrontiert, erklärt Krugman. Der einzige Weg, das Defizit zu reduzieren ist, brutale Haushaltskürzungen. Und Investoren sind skeptisch darüber, ob diese Kürzungen tatsächlich geschehen werden, so Krugman.
„Wir haben ein langfristiges Haushaltsproblem. Was ist aber die Wurzel des Problems?“, so Krugman weiter. „Wir fordern mehr, als wir zu zahlen bereit sind“, sei die übliche Linie. Die Linie sei aber irreführend, erklärt Krugman. Wer ist aber dieses „wir“? Nur eine kleine Minderheit der Amerikaner profitiert von den Steuersenkungen. 39% der dauerhaften Steuersenkungen der Bush-Ära kommt dem reichsten 1% der amerikanischen Bevölkerung zugute, hält Krugman fest. Konservative haben der Regierung die Einnahmen bewusst beraubt, um in einem Versuch Ausgabenkürzungen, die jetzt notwendigerweise bestehen, zu erzwingen, so Krugman zur Ursache der langfristigen US-Haushaltsproblematik. "Wir sollten diejenigen, die Bedenken über fiskalpolitische Verantwortung melden, ignorieren. Ihr eigentliches Ziel ist es, den Sozialstaat abzubauen", argumentiert Krugman.
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