Freitag, 14. Mai 2010

Warum der Staat an der Finanzkrise nicht Schuld ist

Konservative und eine Vielzahl von Mainstream-Ökonomen schieben die Schuld an der Finankrise bereitwillig dem Staat in die Schuhe. Angekreidet wird die Misere in erster Linie den halbstaatlichen Agenturen wie Fannie Mae und Freddy Mac. Insbesondere wird dabei die Stellung des CRA vollkommen irreführend dargestellt. Beim CRA handelt es sich um ein Gesetz (Community Reinvesment Act, Housing and Community Development Act) aus dem Jahr 1977, das verabschiedet wurde, um kommerzielle Banken (Commercial Banks) und Sparkassen (Savings Associations) zu ermutigen, um die Bedürfnisse der Kreditnehmer in allen Segmenten ihrer Gemeinden, darunter Nachbarschaften mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu decken. Der Kongress verabschiedete das Gesetz, um diskriminierende Praktiken der Kreditvergabe (bekannt als „ red lining“) gegen Nachbarschaften mit niedrigem Einkommen zu reduzieren. Es gibt jedoch keine Evidenz dafür, dass das CRA eine Ursache für die Finanzkrise gewesen ist. Barry Ritholtz bemerkt dazu in einem ausgezeichneten Eintrag in seinem Blog, dass die jenigen, die zur Entstehung der Krise beigetragen haben, nach wie vor verzweifelt versuchen, sich vor Verantwortung zu drücken, was genau geschehen ist.

„Ihr Ziel ist, sich vor dem eigenen schlechten Benehmen (Fehlleistungen) zu entlasten und sich keinerlei der Verantwortung für den Zusammenbruch der Finanzmärkte zu stellen“, argumentiert Ritholtz. „Sie geben die Schuld allem anderen, aber nicht der eigenen Ideologie und der schrecklichen Entscheidungsfindung. Trotz dem Schaden, den sie verursacht haben, fahren Sie mit ihrer müden politischen Agenda weiter“, erklärt Ritholtz. „Mein Ansatz ist, alles, was ich hier geschrieben, analysiert und untersucht habe, ziemlich einfach ist: Beginne mit den Daten und Fakten und dann geh’ vorwärts, um herauszufinden, was die „Wahrheit“ ist, um so nah wie möglich an die objektive Wirklichkeit heranzukommen“, bemerkt Ritholtz. Das habe ihn dazu gebracht, folgende 30 Jahre Reihenfolge zu ermitteln:

Absolutismus des Freien Marktes wird zum dominierenden Faktor des intellektuellen Denkens.
Deregulierung der Märkte: Die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes,
Entfesselung von Derivaten, Ausnahmen für Investitionen mit Leverage und eine neue Generation von unregulierten Non-Bank-Kreditgebern.
Verringerung von legislativen Massnahmen oder Beseitigung des Grossteils der Aufsicht, Schwächung der Finanzierung der Börsenaufsicht (SEC).
Zinssätze auf absurd tiefen Niveaus
Wahnsinniges Gerangel der Bond-Manager um Renditen.
Derivative, Non-Bank-Kreditvergabe, Bank-Grösse, Vergütungshöhe: Alle haben sich weit weg vom vorherigen Niveau entfernt.
Wall Street verbrieft alles, was sie kann, um Nachfrage nach höheren Renditen zu befriedigen.
Kreditvergabe um Verbriefung willen: Non-Banks verkaufen enorme Mengen an Subprime-Krediten an Wall Street für diesen Zweck.
Non-Banks verwässern Kreditvergabe-Standards, um die enorme Nachfrage zu decken: Das führt zu einer Kredit-Blase
Die Fed bewilligt diese „Innovation“ und ignoriert dabei die Risiken
Boom am Immobilienmarkt: Dann platzt die Blase.
Kreditmärkte stocken. Märkte brechen zusammen. Eine neue Rezession beginnt.


Das CRA ist nicht Teil dieser Sequenz, betont Ritholtz. Trotz Mangel an Beweisen versuchen Ideologen, den Staat als Verursacher der Finanzkrise darzustellen, wie beispielsweise Kevin Hassett es tut. Bemerkenswert is ausserdem, dass die Entstehung der Subprime-Kredite v.a. von Non-Bank Kreditgebern stammt, welche durch das CRA nicht gedeckt sind.

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