Extrem heftige Kursschwankungen lösten an der Wall Street eine Panik aus. Es war lange Zeit nicht klar, ob es es die Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise der EU auf globale Märkte war, die die Aktienkurse in den USA hat abstürzen lassen oder ein Tipp-Fehler eines Händlers bei einer elektronischen Transaktion. Der Händler habe in den Computer angeblich versehentlich „billion“ statt „million“ eingetippt. Der Dow Jones Index fiel daher zwischenzeitlich um 1'000 Punkte unter die Marke von 10'000 Zählern. Das markiert den grössten Intraday-Absturz seit 1987. Im Vorfeld hat die griechische Regierung trotz zunehmender Krawallen in den Strassen ihr drastisches Sparprogramm durchs Parlament verabschiedet.
Dow Jones Index, Graph : finance.yahoo.com
In Übersee schenkten Investoren Jean-Claude Trichet, dem EZB-Präsidenten keinen Glauben, der nach der heutigen EZB-Sitzung von einer Krise nichts wissen wollte und eine „Friede, Freude & Eierkuchen“-Stimmung verbreitete. Eine „mengenmässige Lockerung“ der Geldpolitik kommt für die EZB offenbar nicht in Frage. Der Euro geriet danach brutal unter die Räder. Die Gemeinschaftswährung wurde für 1,2523 Dollar gehandelt.
CDS-Prämien:
Griechenland: 875 bp (+50)
Portugal: 450 bp (+20)
Spanien: 290 bp (+60)
Italien: 235 bp (+50)
Das dramatische Rettungspaket, welches am vergangenen Wochenende für Griechenland geschnürt wurde, ist bei weitem nicht genug, die Euro-Zone zu stabilisieren, schreiben Simon Johnson und Peter Boone in einem lesenswerten Essay in NYT. Das neue Programm ist ehrlich genug, um zu zeigen, warum es fehlschlagen wird, argumentieren die beiden Ökonomen. Daniel Gros, ein anerkannter Wirtschaftsexperte für die Probleme in der Euro-Zone, hat ausgerechnet: Kürzt die Regierung die griechischen Staatsausgaben um 1%, fällt die Gesamtnachfrage im Land um 2,5% des BIP zurück. Würde die Regierung eine fiskalpolitische Anpassung um 15% des BIP vornehmen, würde das für die Nachfrage ein Schock von 30% des BIP bedeuten. Das sind natürlich absurde Zahlen. Damit kann man nicht viel anfangen. Aber sie zeigen, wie scharf die Rezession ist, in der Griechenland steckt, was folglich für erhebliche Unsicherheit sorgt.
Paul Krugman argumentiert („Greek End Game“), dass der derzeitige Konsens, dass Griechenland am Ende in Zahlungsverzug geraten wird, in der Tat zu optimistisch ist. Er sei überzeugt, dass Griechenland am Ende die Euro-Zone verlassen wird. Der Euro-Austritt ist aber keine Alternative zur Umschuldung, wiederholt Nobelpreisträger. Es ist zusätzlich erforderlich, um die fiskalische Anpassung zu ermöglichen, betont Krugman.
Fazit: Die technische Panne von heute vermittelt eine Ahnung dessen, was die Märkte im Fall einer „richtigen“ Panik erwartet.
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