Mark Thoma macht in Economist’s View auf einen Artikel von Tim Duy aufmerksam. Duy argumentiert, dass die europäische Krise den USA mehr helfen als schaden dürfte. Er erinnert daran, dass JP Morgan Chase damals in Folge der asiatischen Finanzkrise eine Rezession für die USA prognostiziert hatte, mit der Vorhersage eines Abschwungs aufgrund des Rückgangs von Netto-Ausfuhren. Während die Exporte tatsächlich ausfielen, hatte das binnenwirtschaftliche Wachstum die negativen Auswirkungen der Krise mehr als absorbiert. Die Rezession war in den USA hinausgezögert, bis die Auswirkungen der straffen Geldpolitik, der höheren Energiepreise und das Platzen der High-Tech-Spekulationsblase gänzlich zur Entfaltung kamen, erklärt Duy. Er sieht jetzt ein ähnliches Muster, das sich entwickelt. Duy hält es für unwahrscheinlich, dass ein Exportnachfrage-Schock allein die US-Wirtschaft in eine Rezession zurückschieben kann.
Auch Menzie Chinn hatte sich 2007 damit befasst und begründet, dass ein Anstieg der Ausfuhren das Aufkommen einer Rezession kaum abwenden kann. Die umgekehrte Logik gilt auch als gut, bemerkt Duy: US-Rezessionen scheinen sich durch drastische Rückgänge der inländischen Nachfrage und nicht der Exporte entwickelt zu haben. Das bedeutet aber nicht, dass das sich abschwächende Exportgeschäft nicht auf dem Wirtschaftswachstum lasten würde. Die Dollar-Aufwertung stresst nicht nur amerikanische Ausfuhren nach Europa, sondern auch nach China. Europäisches Exportgeschäft ist jetzt in China wettbewerbsfähiger im Vergleich zu amerikanischen Ausfuhren. Darüber hinaus kann die Abwertung des Euro eine weitere Lockerung der chinesischen Geldpolitik verzögern. Es ist nun durchaus sinnvoll, sich über die Auswirkungen der sinkenken Exporte für das Wachstum abgesichts der vermeintlich schwachen Erholung der US-Wirtschaft betroffen zu fühlen, erklärt Duy weiter. Sein Fazit: Die europäische Krise kann der US-Wirtschaft mehr entgegen kommen als schaden, indem sie dafür sorgt, dass die Zinsen niedrig bleiben und die Ölpreise tief verlaufen. In diesem Prozess erwartet Duy jedoch die Kehrseite der Kapitalzuflüsse in die USA, die sich namentlich in Form von ansteigendem Ungleichgewicht der Aussenwirtschaft entwickeln würden. Das würde laut Duy die ultimative Anpassung auf irgendwann in Zukunft verschieben.
Auch Paul Krugman argumentiert ähnlich: Noberpreisträger bemerkt, dass die USA etwas mehr als 1,0% des BIP in die Euro-Zone ausfuhren, was die direkten negativen Auswirkungen limitiere. Der unmittelbare Effekt der Euro-Krise war, dass (1) die Ölpreise zurückgegangen, und (2) die langfristigen Zinssätze gesunken sind, erklärt Krugman. Beides ist gut für die US-Wirtschaft. Störungen des Finanzmarktes kann jedoch zu einem Anstieg der Finanzierungskosten für einige private Akteure führen, so Krugman. Aber es ist überhaupt nicht klar, dass das die Aussichten fürs Wachstum in den nächsten Quartalen belasten würde, schlussfolgert Krugman.
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