Freitag, 1. Mai 2009

Kreative Geldpolitik bei Nullzins

Die anhaltende Rezession wurde durch die schwerste Finanzkrise seit der „Grossen Depression“ (1929/30) ausgelöst. Da die Kreditversorgung der Wirtschaft lahmgelegt ist, versuchen die führenden Zentralbanken weltweit mit unkonventionellen Mitteln (am Geld-, Kapital- und Devisenmarkt), eine depressive Abwärtsspirale zu unterbinden. Auch wenn die Zinsen nahe bei Null Prozent liegen, so kann die Geldpolitik mengenmässig (d.h. quantitative) gelockert (d.h. easing) werden. Die Notenbanken bezwecken daher mit der systematischen Erhöhung der Liquidität, den Geldmarkt zum Auftauen zu bringen. Für den alternativen geldpolitischen Kurs der Notenbanken, durch die anschwellende Geldmenge (monetäre Basis) die Banken zu Kreditvergabe zu animieren, haben sich bisher hauptsächlich drei Begriffe eingebürgert.


Einsatz unkonventioneller Massnahmen, Graph: Thomas Jordan, SNB

1) Quantitative Easing liegt vor, wenn die Bilanzsumme der Zentralbank zunimmt. Grund: Anstieg der Geldbasis (money base), weil die Zentralbank direkt mehr Geld an die Wirtschaftsakteure ausleiht, indem sie z.B. Commercial Paper (CP) und Staatsanleihen kauft. Die Zusammensetzung der Vermögenswerte der Zentralbank bleibt unverändert.

Der Auslöser des Übergangs zu einer Politik des „Quantitative Easing“ ist die steigende Gefahr dauerhaft sinkender Preise. Das bedeutet Deflation. Die Inflation wird mit steigenden Zinsen eingefangen. Notieren aber die Leitzinsen auf beinahe Null Prozent, kann die Zentralbank entweder die Druckpresse anwerfen oder anfangen, am offenen Markt Staatsanleihen aufzukaufen. Die Zentralbank versucht i.d.R. nur kurzfristige Zinsen zu steuern. Herrscht aber Deflation vor, kann sie auch dazu übergehen, die Zinsen am langen Ende zu senken, indem sie Anleihen am offenen Markt im grossen Still ankauft. Ziel ist, die Preise in die Höhe zu treiben. Umgekehrt werden die Renditen fallen.

Beispiel: Japan hat im März 2001 mit der Politik des „Quantitative Easing“ begonnen, um die Wirtschaft anzukurbeln und der Deflation entgegenzuwirken. Die Politik wurde 5 Jahre später zu Ende geführt. Weil die BoJ entschieden hat, dass die japanische Wirtschaft sich wieder auf dem Weg zur Stabilisierung befindet (reflationäres Wachstum).

2) Credit Easing ist eine Variante der „Quantitative Easing“-Politik und liegt vor, wenn die Zentralbank ihre Bilanzsumme anschwellen lässt, indem sie ihre monetäre Vermögenswerte erhöht. Fed-Chef Ben Bernanke bezeichnet seine aktuelle Strategie der Geldpolitik (in der Krise) gern als „credit easing“.

Beispiel: USA.

3) Qualitative Easing bedeutet ein signifikanter Wandel in der Zusammensetzung der Vermögenswerte (assets) in der Bilanz einer Notenbank, in Richtung weniger liquider und riskanter Vermögensposten. Der Begriff wurde v.a. von Prof. Willem Buiter geprägt.

Beispiel: Grossbritannien 2009. Wenn das Spektrum an Wertpapieren, die als Sicherheit („collateral“) akzeptiert werden, von der Zentralbank ausgeweitet wird.

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