Die Schuldenkrise der EU führt deutlich vor Augen, wie tief das Machtgefälle zwischen Kapital und Arbeit sowie Finanzsektor und Realwirtschaft ist. Das Dogma der Finanzinnovation sorgt für eine Umverteilung des Kapitals zugunsten der Finanzoligarchie, und nicht für eine Steigerung des Wohlstands der Gesellschaft. Warum haben aber die USA eine bessere Währungsunion als die EU? Höhere Arbeitsmobilität. Darin sich Paul Krugman und Greg Mankiw einig, die sonst relativ unterschiedliche Ansichten vertreten. Die USA hatten im 19. Jahrhundert eine gemeinsame Währung, aber keine grosse, zentrale Fiskalbehörde (fiscal autority). Die Bundesregierung war viel kleiner als sie heute ist. In einer gewissen Weise haben die USA damals wie Europa von heute ausgesehen, erklärt Mankiw. Doch die gemeinsame Währung zwischen den Bundesstaaten hat bestens geklappt, argumentiert Wirtschaftsprofessor an der Harvard University. Ein weiteres Argument ist, dass es im 19. Jahrhundert eine andere Art von Arbeitsinstitutionen gegeben hat, die Lohnanpassungen erleichtert haben. Ist dies der Fall, dann gibt es vielleicht einen Weg vorwärts für Griechenland und den Rest Europas, erklärt Mankiw. Eine zunehmende Flexibilität der Löhne wird aber nicht schmerzlos sein.
Was Griechenland braucht, ist Wirtschaftswachstum. Das Wachstum würde Einnahmen generieren, die Notwendigkeit, Staatsausgaben zu kürzen, reduzieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Hätte Griechenland eine eigene Währung, würde es versuchen, die Konjunktur durch Abwertung anzukurbeln und auf diese Weise die Wettbewerbsfähigkeit (sprich: Exportgeschäft) zu erhöhen. Griechenland hat aber den Euro. Das Land könnte dennoch im Euro bleiben, so Krugman. Dafür gebe es drei Wege: (1) Griechische Arbeitnehmer könnten sich durch Leiden erlösen, indem sie grosse Lohnkürzungen annehmen, sodass das Land wettbewerbsfähig wird, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, (2) Die EZB könne eine viel expansivere Geldpolitik betreiben, indem sie beispielsweise Staatsanleihen am Markt aufkauft. Daraus würde Inflation resultieren, so Krugman, aber es würde die Anpassung in den Krisenregionen viel einfacher gestalten, und (3) Berlin könnte für Athen so eine Rolle übernehmen wie Washington für Sacramento. Das heisst, dass finanzstarke Regierungen finanzschwachen Nachbarn genügend Hilfe bieten, um die Krise ertragbar zu machen. Das Problem ist natürlich, dass keine dieser Alternativen politisch plausibel erscheint, erklärt Krugman. Was bleibt, erscheint undenkbar: Griechenlands Austritt aus der Euro-Zone, so Wirtschaftsnobelpreisträger. Wenn dies geschieht, wird sich das Szenario von Argentinien 2001 wieder abspielen, erläutert Krugman. Bank Runs wären also unvermeidbar. Das würde aber Schockwellen durch Europa schicken und möglicherweise in anderen Ländern Krisen auslösen. Es sei denn, die europäischen Staats- und Regierungschefs sind in der Lage und willens, weit mehr kühn zu handeln, schlussfolgert Krugman. Der entscheidende Unterschied zwischen den Währungsunionen USA und EU ist die Mobilität der Arbeitskräfte, betont Mankiw als Fazit. Die Amerikaner waren bereit, sich zwischen den Bundesstaaten zu bewegen, während die Griechen in Griechenland bleiben, weil sie nicht Deutsch sprechen.
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