William K. Black, Associate Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Missouri, Kansas City erklärt in einem lesenswerten Gespräch mit faz.net, dass die Lehman-Pleite ein vorsätzlicher Betrug war.
Black spricht von „systemisch gefährlichen Institutionen“, während die Regierung bisher noch harmlos von systemisch bedeutend redet. Black, ein ehem. Regulator (Federal Home Loan Board) stand kürzlich vor dem Finanzkomitee des amerikanischen Repräsentantenhauses zur Untersuchung der Pleite von Lehman Brothers. Er spricht von der führenden Rolle, die Lehman Brothers bei der Schaffung von „Lügenkrediten“ (Liar’s Loan) gespielt hat. „In der Wirtschaftskriminalität nennen wir so etwas einen Vektor oder einen Überträger“, erläutert der Wirtschafts- und Juraprofessor. Lehman habe eine Einrichtung „Aurora“ gehabt, die sich auf „Lügenkredite“ spezialisiert habe. „Diese Kredite gingen unmittelbar auf Betrug zurück und ihr finanzieller Erwartungswert war von vorneherein sehr negativ“, so Black.
Black bezeichnet Richard S. Fuld, den früheren Chairman und CEO von Lehman Brothers als Überträger, der hunterte von Milliarden Dollar dieser schlechten Kredite in alle Welt verkauft hat. Fuld habe laut Black die betrügerische Epidemie ausgeweitet und massgeblich zu Hauspreisblase beigetragen. Fuld sei „eine der wesentlichen Ursachen für die globale Krise, nicht etwa Goldman, auch wenn die nicht ganz unschuldig sind“. „Denn die Lügenkredite gehen mehrheitlich auf Betrug (fraud = deceit, meine Anmerkung) zurück. Ihr Weiterverkauf ist nur möglich, wenn man in betrügerischer Weise erklärt, es handele sich um betrugsfreie Kredite“, hält Black fest.
Im Gespräch erklärt er weiter, wie die Oligarchen der Finanzindustrie geschützt werden. Black besteht darauf, jeden Einzelfall zu sezieren und auf diese Weise zu versuchen, Verhaltensmuster zu identifizieren und auf dieser Basis Regeln zu entwickeln, um eine weitere Verbreitung der Betrügereien zu verhindern.
Hier ist ein Video des Erscheinens von Prof. Black vor dem „House Financial Services Committee“.
Liar Loans (Lügenkredite)
Das sind sog. no-doc (no-documentation) loans, wie Barry Ritholtz in Bailout Nation beschreibt. Das waren also Kredite, bei denen eine Überprüfung des Einkommens nicht erforderlich war. Kredite wurden an Menschen mit geringeren „FICO scores“ vergeben, und zwar auf Liegenschaften mit hohen LTV-Ratios (loan-to-value). Die „Liar Loans“ werden zugleich auch als „stated income“ loans genannt, weil Kreditgeber Darlehen angeboten haben, ohne dass die Kreditnehmer beweisen müssten, dass sie über genügend Einkommen und Ersparnisse verfügten, um die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
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