Die gegenwärtige Krise hat eine schier unendliche Debatte darüber ausgelöst, welches Wirtschaftsmodell das aktuelle Desaster besser erklärt und warum die Mehrzahl der Ökonomen die Grosse Rezession nicht hat kommen sehen. Edmund Phelps, Wirtschaftsnobelpreisträger (2006) befasst sich in einem nicht unumstrittenen Essay in FT genau mit dieser Frage. Er nennt es die „Theorie der Kriege“, die nichts anderes seien als der Streit über die richtige Wahl der Wirtschaftspolitik. Keynesianismus, einst innerhalb der Makroökonomie fast vergessen, habe nun neue Stimmen von aussen bekommen. Und die neoklassische Gleichgewichtstheorie habe neue Praktiker gefunden, so der Professor an der New Yorker Columbia University kurz zusammengefasst. Die Wirtschaft habe für diese Tändelei einen schrecklich hohen Preis zahlen müssen. Die politischen Entscheidungsträger seien aber jetzt vom Lockruf der beiden hoffnugslosen und unzureichenden Schulen irregeführt, so Phelps.
Der Standpunkt des Keynesianismus sei, dass die expansive Fiskalpolitik gegen alle Arten von Konjunktureinbrüchen wirksam sei. Das ist natürlich nicht der Fall. Kein Wunder, dass Paul Krugman sofort darauf reagiert. In seinem Blog bemerkt Krugman, dass niemand, er meine wirklich niemand das behauptet habe. Der Fiskalstimulus sei nur unter bestimmten Bedingungen notwendig. Nämlich dann, wenn die Zinsen gegen Null Prozent Grenze tendieren und die konventionelle Geldpolitik nicht mehr wirksam ist. Dann dürften Konjunkturprogramme die beste Option sein. „Und wir sind heute bei der Null-Grenze angelangt, zum ersten Mal seit 70 Jahren“, hält Krugman zu Recht fest. Deswegen stehen Impulspläne auf der Agenda, nicht weil Keynesianer glauben, dass deficit spendig immer und überall die beste Politik wäre. Das sei eine vollkommene Fehldeutung von Phelps. Nicht einmal auf dem Niveau einer Karikatur, spottet Krugman. Man hätte erwartet, dass die schlimmste Krise seit den 1930er Jahren, die eigentlich nach Nicht-Keynesian-Wirtschaftsmodellen hätte passieren dürfen, promt ein wenig intellektuelle Neugier auslösen würde. Das ist aber leider nicht der Fall, ergänzt Krugman ironisch.
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