Sonntag, 15. November 2009

TBTF-Debatte geht weiter

Jamie Dimon schreibt in Washington Post, dass „wir nicht versuchen sollten, künstliche Grenzen für die Grösse von Finanzinstitutionen zu setzen“. Warum nicht? Er argumentiert, dass Skaleneffekte (d.h. Grössenvorteile, economic of scales) mehr Wert für Aktionäre und Verbraucher schaffen, welche von Produkten profitieren, die besser sind und schneller geliefert werden usw. James Kwak kauft ihm die Argumente nicht ab. Zu Recht. Kwak verweist in The Baseline Scenario auf eine Studie von Charles Calomiris, welcher nichts finden konnte, was das Argument von Grössenvorteilen stützen kann. Die Studie nimmt lediglich in Anspruch, dass die gesamte Faktorproduktivität von Banken zwischen 1991 und 1997 jährlich um 0,4% gestiegen ist. Der Autor der Studie geht davon aus, dass der Hauptfaktor für die Steigerung der Produktivität IT-Investitionen war. „Wir wissen alle, dass die Banken, die TBTF sind, schlecht sind“, schreibt Kwak weiter. Eine Lösung ist, sie kleiner zu machen. „Grossbanken können theoretisch Vorteile haben, welche die Vorteile der Schrumpfung überwiegen. Aber die Schrumpfung macht absolut Sinn, es sei denn, die Skaleneffekte sind bewiesen“, erklärt Kwak.

Als Johnson & Johnson eine Anleihe ausgab, waren elf Konsortialmitglieder dabei. Bei der Emission davor sogar dreizehn davon. Kwak sagt, dass er bereit ist, zuzugeben, dass es sinnvoll ist, mindestens eine globale Investmentbank zu haben, wenn Sie in allen Zeitzonen Handelsgeschäfte tätigen wollen. Er sei weiter bereit, zuzugeben, dass es eine gewisse Mindestgrösse notwendig ist, anspruchsvolle Handels- und Derivategeschäfte abzuwickeln. Aber er habe bis heute kein Argument gehört, warum es heute einer Investmentbank in der Grössenordnung von 270 Mrd. $ bedarf. Das ist die Grösse von Goldman Sachs vom Jahre 1998, berechnet in Dollar von heute. Die Frage sei, ob sich die nicht-finanz-Welt inzwischen in einer Weise verändert hat, dass es notwendig macht, heute Banken zu haben, die mehr Wert sind als 270 Mrd. $. Jamie Dimon vertritt nämlich die Meinung, dass eine Begrenzung der Grösse der Banken Bedürfnisse von Grossunternehmen nicht beseitigen, sondern diese dazu zwingen werde, sich an ausländische Banken zu wenden, die nicht gleichen Beschränkungen unterliegen. „Na, und?“, antwortet Kwak darauf, „dann sollen sie ihre Geschäfte mit UBS erledigen, einer Bank, die von Schweizer Steuerzahlern gerettet wurde“. Noch gravierender ist, so Kwak, dass auch die Schweiz ihre Grossbanken zerschlagen sollte.

Fazit:“Die globale Wirtschaft erfordert grosse Finanzunternehmen“. Nein. Die ständige Wiederholung dieses Satzes macht es nicht wahr.

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