Dienstag, 10. November 2009

Frederic Mishkin unterscheidet zwischen Vermögensblasen

Die Fed, die BoE und die EZB haben vergangene Woche mitgeteilt, dass sie die Leitzinsen auf den historisch Tiefstständen belassen wollen. Die BoE will sogar mehr Anleihen am Markt kaufen als ursprünglich geplant. Die EZB dürfte im Dezember das Refinanzierungsgeschäft mit einjähriger Laufzeit ein drittes Mal anbieten. Der zur Schwäche neigende US-Dollar animiert in diesem Marktumfeld, mit Carry Trades spekulative Wetten auf alle möglichen Vermögenswerte an den globalen Finanzmärkten abzuschliessen. Nouriel Roubini warnt daher von einer Monsterblase. Inzwischen mehren sich Anzeichen dafür, dass wir vielleicht eine neue Runde von Blasen (asset-price bubbles) erleben, schreibt auch Fred Mishkin in einem Essay in FT. Stellt es eine Gefahr für die Fed dar, ihre Null-Zinspolitik eher früher als später rückgängig zu machen? Nein, sagt Professor für Finanzen und Wirtschaft an der Columbia University.

Mishkin unterteilt Blasen in zwei Kategorien: (1) Die gefährliche Kategorie, die er „a credit boom bubble“ nennt, wo überschwängliche Erwartungen über die Aussicht der Wirtschaft oder strukturelle Veränderungen an den Finanzmärkten zu einem Kreditboom führen. Das erhöht die Nachfrage nach gewissen Vermögenswerten, wo der Ansteig des Preises weitere Kreditaufnahme für diese Vermögenswerte ermutigt und dadurch eine Schlaufe generiert. Die Rückkopplung umfasst eine erhöhte Hebelwirkung und eine weitere Lockerung der Kreditkonditionen. Und der Zyklus setzt sich so fort. Die Blase platzt und die Vermögenswerte brechen zusammen. Dann beginnt der Schuldenabbau (deleveraging). Die daraus resultierenden Kreditausfälle hinterlassen tiefe Spuren in den Bilanzen der Banken. Unternehmen stellen Investitonen ein. Verbraucher halten sich mit Ausgaben zurück. Die Wirtschaft schwächt sich ab. (2) Die zweite Kategorie der Blasen bezeichnet der ehemalige Fed-Gouverneur als „pure irrational exuberance bubble“, d.h. die reine irrationale Überschwang-Blase, die weit weniger gefährlich sei, weil sie keinen Zyklus einer Hebelwirkung gegen höhere Vermögenswerte umfasst. Ohne einen Kreditboom könne das Platzen einer Blase das Finanzsystem nicht festfressen und daher weniger Schaden verrichten, so Mishkin. Als Beispiel nennt Professor die High-Tech-Aktienblase in den späten 1990er Jahren. Das Platzen der Blase sei nicht von einer deutlichen Verschlechterung in den Bankbilanzen begleitet worden. Das sei einer der Hauptgründe, warum der geplatzten Blase nur eine milde Rezession gefolgt sei, erklärt Mishkin. Auch der Aktienkrach vom Jahr 1987 habe das Finanzsystem aus diesem Grund nicht unter Stress gesetzt. Die Wirtschaft sei danach wieder floriert, argumentiert Mishkin.

Fazit: Mishkin schlussfolgert, dass die Geldpolitik in den USA oder im Euroland nicht gestrafft werden muss. Es mache keinen Sinn, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine mögliche Blase zurückzudrängen. Der Beschluss der Fed, die Leitzinsen für eine „längere Zeit aussergewöhnlich niedrig“ zu halten, sei angesichts der allmählichen Erholung der Wirtschaft und der derzeit niedrigen Inflation und stabilen Inflationserwartungen vernünftig.

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