Die Beschäftigung nimmt weiter ab. Die Arbeitslosenquote beträgt von mehr als 10%. Eine Quote, die seit einer Generation nicht erlebt wurde. Kein Wunder, dass Amerikaner jetzt nur drei Dinge im Kopf haben, schreibt Alan Blinder in einem Essay in WSJ. Die Aussichten sind beunruhigend. Und die aktuelle politische Atmosphäre ist hässlich, bemerkt der ehem. Vize-Vorsitzende der Fed. Amerikaner sind zu Recht verärgert, dass ihre Regierung den Banken Billionen von Dollar zur Verfügung stellt, um der Wall Street auf die Beine zu helfen, aber aus ihrer Sicht nichts unternimmt, Arbeitsplätze zu schaffen. Eine lang anhaltende zweistellige Arbeitslosenquote wird diese Wunden noch vertiefen, ist Blinder überzeugt. „Es ist natürlich nicht wahr, dass die Regierung nichts unternommen hat. Das 787 Mrd. Dollar schwere Konjunkturpaket hat ohne Zweifel mehrere Arbeitsplätze gerettet und sichert weiterhin mehrere andere Stellen“, so Blinder.
Der US-Präsident hat für den nächsten Monat ein Job-Forum angekündigt. Welche Politik schafft aber Arbeitsplätze? Alan Blinder beginnt mit dem hippokratischen Eid: „First, do no harm“, d.h. „v.a. schade nicht“. Ein vorzeitiger Ausstieg aus der geld- und fiskalpolitischen Impulse würde daher den sich abzeichnenden Aufschwung erwürgen, erklärt er. Das Haushaltsdefizit in der Höhe sei erschreckend und nicht tragfähig. Das sei aber nicht die Zeit, durch die Erhöhung der Steuern oder die Kürzung der Staatsausgaben zu schrumpfen. Die Fed werde sich aus der expansiven Geldpolitik verabschieden müssen. Aber nicht jetzt. Zweitens zählt Blinder das derzeit heiss diskutierte Thema „Steuergutschrift“ (tax credit) für neue Jobs und Programme für Beschäftigung im öffentlichen Sektor (direct public-service employment) auf. Läge die Arbeitslosenquote bei 5%, wäre er dagegen. Aber die Arbeitslosenquote liegt über 10% in einer tiefen Rezession. Solange die neuen Jobs nicht mit dem privaten Sektor konkurrieren, sollte die Arbeitsplatzbeschaffung eins-zu-eins erfolgen. „So stelle Leute ein, die Parks reparieren, nicht aber Einkaufszentren“, schlägt Blinder vor. Die Option „Steuergutschrift“ habe zwei Vorteile: (1) Jeder neue Arbeitsplatz wäre in der Privatwirtschaft und (2) die Republikaner hätten nichts einzuwenden, die sonst gerne den „Sozialismus-Vorwurf“ erheben, wenn es um die Beschäftigungsmassnahmen im öffentlichen Sektor geht.
Eine 10%ige Reduktion der Nach-Steuern-Lohnkosten würde laut Blinder die Beschäftigung um 4% erhöhen. Das würde 5,5 Mio. neue Jobs bedeuten. Aber halt, da (a) viele Arbeitsplätze, die zum Teil auch ohne die Steuergutschrift geschaffen worden wären, die Gutschrift in Anspruch nähmen. Für diese Jobs würde das bedeuten, „no bang, only bucks“, also keine Ware, sondern nur Geld. Im Englischen heisst der Terminus „bang for the bucks“ etwa „gute Ware fürs Geld“. Und (b) durch eine Erhöhung der Nachfrage nach Arbeit würde die Steuergutschrift zu steigenden Löhnen führen, was wiederum einige Arbeitsplätze vernichten würde, erklärt Blinder, Professor für economics and public affairs an der Princeton Universtiy. Alles in allem wären aber die Kosten der „Steuergutschrift“ pro geschaffenen Arbeitsplatz vergleichbar mit den Kosten der „Beschäftigung im öffentlichen Dienst“. Unter dem Strich neigt Blinder jedoch eher zu der Variante „Steuergutschrift“, aber er gesteht, dass, wie sich ein „jobless recovery“ abzeichnet, zwei Dinge klar werden, (i) weder die eine noch die andere Option ist ein Allheilmittel, und (ii) während die Beschäftigung zurückgeht, und ein zweites Konjunkturpaket politisch keine Chance hat, durchzukommen, muss eine dieser Optionen gewählt werden, und zwar bald, so Blinder.
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