Die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit der Grossen Depression hinterlässt tiefe Spuren im globalen Finanzsystem. Nouriel Roubini erklärt in einem lesenwerten Essay in FT, dass sowohl das traditionelle als auch das Schatten Bankensystem im Zuge der Krise in den USA und in Europa stark beschädigt worden sind. Erhöhte Regulierung, stärkere Eigenkapitalanforderungen und niedrigere Hebelwirkung werden es für die Finanzinstitute schwieriger machen, die hohen Renditen auf das Eigenkapital aus den Boom-Jahren wieder zu erlangen. Die Erträge der Banken steigen zwar kurzfristig, aber sobald die Geldpolitik von den Notenbanken normalisiert werde, wird es schwieriger, hohe Erträge aufrechtzuerhalten, so Roubini weiter. So werde die Fähigkeit des Finanzsektors, Investitionen zu finanzieren, z.B. in den Wohnungsbau oder für den Kauf von Verbrauchsgütern, beeinträchtigt. Das werde zu einem Rückgangs des Wirtschaftswachstums führen.
Angesichts der Notwendigkeit, die Verschuldung (deleveraging) zurückführen, das gilt sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte, werde das Kreditwachstum im Vergleich zu den Boom-Jahren erheblich schwächer. Die entscheidende Herausforderung bestehe jetzt darin, ein besseres Regulierungssystem für Banken und Finanzinstitute zu entwickeln. Es gebe keinen Zweifel daran, dass das bisherige Modell kläglich gescheitert ist, so Roubini. Seiner Ansicht nach brauchen wir nun viel strengere und einfache regulatorische Vorschriften. Die Hebelwirkung (leverage) muss viel tiefer angesetzt werden, hält Roubini fest. Die Kapital- und Liquiditätsanforderungen müssen deutlich erhöht werden. Und die Eigenmittelvorschriften müssen mehr antizyklisch gestaltet werden. „Wir müssen uns auch der TBTF-Problematik annehmen, welche von den Bail-out-Aktionen der Regierungen verschärft worden ist“, so Roubini. Die Bail-outs haben nicht nur die Moral-Hazard-Problematik vergrössert, sondern auch zu einer Festigung der Finanzinstitute in noch grössere finanzielle Giganten geführt, ist Roubini überzeugt. Er schlägt eine Zerschlagung der Grossbanken vor. Ein neues Konkursrecht soll die Abwicklung von Finanzunternehmen ermöglichen. Für Grossbanken sollen laut Roubini strengere Eigenmittelvorschriften gelten als kleinere Banken. Die Aktivitäten von Grossbanken sollen auf internationaler Basis reguliert und beaufsichtigt werden. Die wahre Lösung der TBTF-Problematik erfordere seiner Einschätzung nach mehr radikale Entscheidungen. Zusätzlich zu einem internationalen Liquidationsverfahren sollen solche Institute aufgespalten werden dürfen, wobei die Ansprüche von ungesicherten Gläubigern automatisch in Eigenkapital umgewandelt werden sollen. Eine Trennung von Geschäftsbanken und riskantem Investment Banking sei ebenfalls zu berücksichtigen. So sollte eine bestimmte Variante des „Glass-Steagall-Act“ wieder eingeführt werden, erklärt Roubini.
Fazit: Sollte eine andere systemische Krise auftreten, wäre die Gegenreaktion im globalen Finanzsystem und im freien Markt noch schwerer, warnt Roubini. Um eine weitere Spekulationsblase zu verhindern, müssen Reformen mit Eile durchgeführt werden.
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